Weg nach unten?

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mxyptlk
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Weg nach unten?

Beitrag von mxyptlk »

Hallo Forum,

ich bin männlich, 46 Jahre alt und seit gut 6 Monaten arbeitslos.

Ich stelle an mir selbst eine Verhaltensveränderung fest, zu der leider auch erhöhter Alkoholkonsum gehört. Und ich mache mir um mich selbst Sorgen - traue mich aber nicht mich einem Arzt zu offenbaren.Vielleicht helfen ja Infos hier um mich besser zu orientieren. Zu meiner Geschichte:

Ich trinke Alkohol seitdem ich etwa 18 bin. Das alles im gesellschafltlich üblichen Rahmen. Das bedeutet also, nicht jeden Tag, sondern bei Anlässen wie Feiern, durchaus mal nach dem Trainig im Verein zwei Bier oder an Wochenenden beim ausgehen. Allerdings so gut wie immer ohne wirklich betrunken gewesen zu sein. OK, das gab´s bei Junggesellenabschieden auch mal, im Großen und Ganzen waren aber keine alkoholbedingten Ausfälle dabei und auch mein Umfeld hat mich nie darauf angesprochen. Gedächtnisverlust, Filmrisse oder andere Peinlichkeiten waren maximal in frühen Jugendzeiten selten mal dabei.

Nun aber zu meinen Bedenken: Seitdem ich arbeitslos bin trinke ich aus purer Langeweile. Und ich schätze den Konsum als echt nicht mehr normal an. Um konkret zu werden: Ich trinke seit gut sechs Monaten jeden Tag gut zwei Flaschen Wein (selten Bier, nie Schnaps oder andere härtere Getränke). Hin und wieder pausiere ich einen Tag, weiß aber, dass dies nicht wirklich hilfreich ist.

Ich selbst erkenne, dass mein Alkoholkonsum kritisch ist - kann und möchte mich aber nicht meinem Hausarzt offenbaren. Ich weiß nicht ob aus Scham, Peinlichkeit oder irgendwas. Ich würde gerne Tipps bekommen welche Stellen damit professionell und ohne Vorwürfe umgehen, wie eine Diagnose geschehen kann und was ich in Behandlung zu erwarten habe.

Es kommt hinzu: Ich sehe mich nicht als Alkoholiker und würde gerne wieder wie früher verantwortlich damit umgehen. (Von daher wäre ein Job wohl die beste Therapie) ... Ich hoffe ich konnte mich einigermaßen verständlich erklären
dora
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Re: Weg nach unten?

Beitrag von dora »

hallo


Es kommt hinzu: Ich sehe mich nicht als Alkoholiker
das tun die meisten Alkoholiker nicht, aber bei diesem Konsum bist du einer. Und ich denke dein Umfeld weiß das schon längst, du merkst das nur nicht ( mehr ).
und würde gerne wieder wie früher verantwortlich damit umgehen
Das dürfte kaum noch möglich sein.
Du solltest dich trotz deiner Scheu an deine Hausarzt wenden, denn der kann dir richtig helfen, er kennt die richtigen Stellen an die du dich wenden kannst.
Du kannst die anonymen Alkoholikder oder das blaue Kreuz mal anrufen und ein Beratungsgespräch vereinbaren.
Bevor du vom Alkohl nicht wirklich weg bist ist es nicht sinnvoll eine neue Arbei anzufangen, das wirst du über kurz oder lang nicht schaffen.
Sorry dass ich do dirket bin, aber alles andere wäre unehrlich.
Ich wünsche dir alles Gute

Gruß dora
mxyptlk
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Re: Weg nach unten?

Beitrag von mxyptlk »

dora hat geschrieben: das tun die meisten Alkoholiker nicht, aber bei diesem Konsum bist du einer. Und ich denke dein Umfeld weiß das schon längst, du merkst das nur nicht ( mehr ).

Ich habe wenigstens Bedenken dahin abzudriften. Mir ist völlig klar, dass Relativierungen im Zusammenhang mit Konsum von Alkohol immer sehr pauschal als Verneidlichung etc. aufgefasst werden. Allerdings sehe ich mich -und auch das kann man als widerum auch Verdrängung abtun - mich nach jahrelangen verantwortlichen Umgang mit Alkohol nicht plötzlich als Alkoholiker weil ich seit einiger Zeit aus Langeweile mehr trinke. Hätte ich morgen einen Job, würde die Motivation zu trinken - die Langeweile - wegfallen. Eine Sucht würde sich anders äußern. So sehr ich in einer offenen Konfrontation den Anfang zu einer Lösung sehe, so wenig sehe ich da eine korrekte Beschreibung meiner Situation.
dora hat geschrieben: Das dürfte kaum noch möglich sein.
... Bevor du vom Alkohl nicht wirklich weg bist ist es nicht sinnvoll eine neue Arbei anzufangen, das wirst du über kurz oder lang nicht schaffen.
Sorry dass ich do dirket bin, aber alles andere wäre unehrlich.
Ich wünsche dir alles Gute

Gruß dora
Das ist zu krass gedacht... Ich bin sehr wohl arbeitsfähig. Zwei Tage die Woche halte ich als Gastdozent unentgeltlich Vorlesungen an einer Hochschule hier im Ort und berate Stundenten bei der Erstellung ihrer Abschlussarbeten. Die Tage an denen ich damit zu tun habe sind auch völlig ungefährlich - selten das ich dann Abends zu einem Glas greife. Ich kann es an der Langeweile festmachen. Was natürlich nicht bedeuten soll dass ich keine Beratung oder Hilfe brauche. Bis vor einem halben Jahr habe ich mit meinem sehr gemäßigten Alkoholkonsum nie auch nur irgendwo gesundheitliche oder soziale Probleme gehabt. Ich habe lediglich Angst abzudriften....
dora
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Re: Weg nach unten?

Beitrag von dora »

wenn du denkst ich liege falsch, dann folgender Vorschlag :

trinke mal 3wochen keinen Schluck Alkohol.
Wenn du das ohne Probleme schaffst, dann liege ich wahrscheinlich falsch mir dem was isch schrieb.
mxyptlk
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Re: Weg nach unten?

Beitrag von mxyptlk »

dora hat geschrieben:wenn du denkst ich liege falsch, dann folgender Vorschlag :

trinke mal 3wochen keinen Schluck Alkohol.
Wenn du das ohne Probleme schaffst, dann liege ich wahrscheinlich falsch mir dem was isch schrieb.
Das war bis vor meiner Arbeitslosigkeit gar kein Ding. Mein einziger Alkoholkunsum waran samstagen wenn ich zum Fußball sehen ausgegagngen bin. Zwei oder drei Bier am Samstag Nachmittag. Wie gesagt - eigentlich das was ich "kontrolliert verantworltich" bezeichnen würde. Ich käme nie auf den Gedanken jemanden Abhängigkeit zu unterstellen der einmal wöchentlich zu Anlässen drei Bier trinkt. Deswegen macht mir mein Verhalten jetzt ja auch Sorgen.
dora
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Re: Weg nach unten?

Beitrag von dora »

Deswegen macht mir mein Verhalten jetzt ja auch Sorgen.
die machst du dir n icht umsonst, du hast ein echtes Problem :!:

du trinkst seit 6 Monaten mehr oder weniger regelmäßig 2 l Wein täglich, ich würde schon bei einem l von einer Abhängigkeit sprechen.

Wenn du es nicht schaffst 3 Wochen ohne Alkohol auszukommen, hast du ein großes Problem.
Dir wird hier von den Leuten die sich damit etwas auskennen niemand was anderes schreiben als ich,
und du merkst doch selbst dass was nicht stimmt.
Ruf bei den AA an, du musst keinen Namen nennen. Die geben schon am Telefon Tipps wenn du denen erzählst was du hier geschrieben hast, probiers einfach.
Daya
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Re: Weg nach unten?

Beitrag von Daya »

Du kannst auch bei der Diakonie oder Caritas zur ambulanten Suchtberatung gehen. Das ist hilfreicher als eine Selbsthilfegruppe (meine Meinung).
Und es geht ja nicht darum wie Du es früher gehalten hast. Der Ist-Zustand ist einfach sehr kritisch. Und ich denke auch wie Dora, dass das Dein Umfeld schon längst mitbekommen hat.
Grüßle Daya
mxyptlk
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Re: Weg nach unten?

Beitrag von mxyptlk »

Danke für die Informationen
dora
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Re: Weg nach unten?

Beitrag von dora »

mxyptlk hat geschrieben:Danke für die Informationen
Gerne, aber bitte ruf wirklich mal anonym bei einer der o.g. Organisationen an und schildere mal dein Problem. :!:
convaincu
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Re: Weg nach unten?

Beitrag von convaincu »

Hallo mxyptlk
klar ist Dir oder sollte sein, dass Du vor einer Situation stehst, um die Du dich kümmern musst
Dies hat gravierende Auswirkungen auf den aktuellen Status Quo, wie auf die berufliche/private Zukunft.

Ich möchte an dieser Stelle aber einflechten, dass in der Diagnostik und Herangehensweise an die Problematik differenziert wird.
Dies gilt für allen zu treffenden Maßnahmen, die Auswirkungen, wie auch die Prognose.
Es wird ein Unterschied gemacht, zwischen problematischen Konsum, schädlichen Missbrauch und einer, am Ende chronischen, Abhängigkeit.
Dazu brauchst es ein paar wesentliche Indikatoren mehr, die dann auch gravierendere Auswirkungen haben.
Was Du in einer Behandlung zu erwarten hast, hängt exakt davon ab.
Dazu gehört eine sorgfältige Befunderhebung und eine Sozial-Anamnese.

Ich würde an Deiner Stelle mehrgleisig fahren: Hausarzt und andere der genannten Institutionen
Tatsächlich bieten Caritas, Diakonie u.a., niederschwellige Möglichkeiten sich zu informieren und beraten zu lassen.
Keine Angst vor Stigmatisierung und den notwendigen Schritten
Du setzt Dich immerhin mit der Situation auseinander
Das ist, im Gegensatz zu vielen anderen, ein Wettbewerbsvorteil. Verschenke den nicht.
Der erste Schritt ist immer der schwerste, die Hemmschwelle zu überwinden
Du wirst sehen und erleben wie die Menschen in den genannten Organisationen Dir helfen können.

C
Ringo1983
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Re: Weg nach unten?

Beitrag von Ringo1983 »

Alkoholsucht ist eine Krankheit die heilbar ist.Doch man muss für sich selbst erkennen, das man ein Problem hat.
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