Patient mit COPD Gold III darf keinen Inhalator mehr benutzen: die richtige Entscheidung?

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the ghost of elvis
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Patient mit COPD Gold III darf keinen Inhalator mehr benutzen: die richtige Entscheidung?

Beitrag von the ghost of elvis »

Hallo,
es geht um jemand der 85 Jahre alt ist und bei dem schon vor längerem COPD Gold III diagnostiziert wurde. Außerdem hat er u.a. eine Zwei-Gefäß-KHK, hochgradige Aortenklappenstenose und Bluthochdruck. Früher hatte er einen Symbicort Turbohaler. Vor einigen Monaten wurden ihm im Krankenhaus Inhalatoren Sultanol Dosier-Aerosol und Spiolto Respimat 2,5 Mikrogramm verordnet. Da er geistig nicht mehr voll auf der Höhe ist, hat er diese Inhalatoren sehr häufig und wohl auch falsch benutzt. Nun hatte die Hausärztin ihm mehrfach versucht zu erklären, dass die Nebenwirkungen lebensgefährlich werden könnten, wenn er diese Inhalatoren zu häufig (mehr als 3 bis 4mal pro Tag) anwendet. Da er dies nicht verstanden/eingesehen hat ("Altersstarrsinn" - er lässt sich grundsätzlich weder von Ärzten, noch von Angehörigen von seiner Meinung abbringen), entschied die Hausärztin nun, ihm vom Pflegedienst die Inhalatoren wegnehmen zu lassen. Ab jetzt soll der Pflegedienst ihm 1 x täglich einen Inhalatorstoss geben und dann den Inhalator wieder mitnehmen. Falls er akute Atemnot hätte, solle er den Notarzt anrufen und nicht wie bisher, immer wieder den/die Inhalator/en benutzen. Nun ist eine Angehörige (beruflich MTA) der Meinung, dass es unmenschlich sei, einem Patienten mit COPD den Inhalator wegzunehmen.
Frage: ist die Entscheidung der Hausärztin richtig? #
Für Antworten danke im Voraus!
Chandra
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Re: Patient mit COPD Gold III darf keinen Inhalator mehr benutzen: die richtige Entscheidung?

Beitrag von Chandra »

Hallo,

das ist eine schwierige Frage, die wahrscheinlich auch eher in ein Ethik-Forum passt. Normalerweise liegt es natürlich in der Verantwortung des Pat., seine Bedarfsmedikation einzunehmen und damit auch nicht über die Tageshöchstdosis zu gehen. Hier liegt oft das Problem, dass Pat. diese nicht kennen. Nun ist er aber von seiner Hausärztin eindeutig darauf hingewiesen worden, anscheinend sogar mehrfach. Ich kann die Hausärztin verstehen, sie möchte den Pat. und sich selber schützen, er soll sich nicht mit den Medikamenten ins Jenseits befördern, die sie ihm verordnet hat bzw. soll sich generell nicht selbst schädigen. Zur Ethik würde ich sagen, hängt es schwer davon ab, ob er das aufgrund seiner kognitiven Verfassung wirklich nicht versteht, in dem Fall kann ich die Entscheidung gut verstehen, ihm den Inh. wegzunehmen oder ob es ihm egal ist, wenn er sich damit schädigt, in dem Fall bräuchte er eher einen Psychotherapeuten. Natürlich nicht schön, aber vielleicht kann die Tochter die Entscheidung der Hausärztin verstehen - ein kleines Kind würde man auch nicht mit einem Feuerzeug spielen lassen, wenn es ständig die Zündung betätigt - ohne diesen Vergleich herablassend zu meinen, aber beiden kann man es rational nicht erklären - entsprechend muss man sie vor sich selbst schützen.

Eine ganz andere Frage wäre, wie das rechtlich aussieht. Da habe ich aber keine Ahnung.

Liebe Grüße
Chandra
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the ghost of elvis
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Beitrag von the ghost of elvis »

@chandra: vielen Dank für deine Antwort!
Ähnlich sehe ich es auch. Wobei ich schon überlegt hatte, ob das Einholen einer Zweitmeinung (Vertretung der Hausärztin) sinnvoll wäre. Aber nach allem, was ich in den letzten Tagen gelesen habe, scheint die Entscheidung medizinisch korrekt zu sein. Und einen Psychologen würde der starrsinnige Opa sowieso nicht aufsuchen.
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