Morphium bei Asthmaanfall???

Moderator: DMF-Team

Miyuki75
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Morphium bei Asthmaanfall???

Beitrag von Miyuki75 »

Hallo,

vor einigen Tagen hatte ich am frühen Abend leider - mal wieder - einen schweren Asthmaanfall. Der Herr in der Einsatzleitstelle hat erfreulicher sehr schnell verstanden und entsprechend reagiert - ich musste zum Glück nicht viel sprechen... "Asthmaanfall" hat bereits gereicht, da ich sowieso kaum noch sprechen konnte, hat er sofort verstanden was los ist und hat lediglich noch die angezeigte Adresse vorgelesen, ob die wirklich korrekt ist. Der Rettungsdienst war dann auch sehr schnell da (ca 3 Minuten nach Notruf bereits), die Notärztin war dann auch knappe 5 Minuten später vor Ort.

Der Rettungsdienst hat dann erst mal schnell die Werte erfasst: Sauerstoffgehalt 89 %, Puls 135, Atemfrequenz 33. Danach gab es dann - wie immer - Sauerstoff.

Von der Notärztin gab es dann per Infusion gab es dann 250 mg Cortison und 5 mg Morphium :?:. Nach der Morphiuminfusion war ich ziemlich schnell komplett "neben mir" :shock: ... Zusätzlich Medikamente per Inhalation, dann ging es ins Krankenhaus, dort wurde dann Inhalation plus Sauerstoff fortgesetzt, letztlich fand der Arzt es besser, mich über Nacht dort zu behalten... nun war ich nach der Infusion von der Notärztin auch reichlich "ausgeknockt"...

Meine Frage ist jetzt, wieso habe ich von der Notärztin eigentlich Morphium gekriegt - ich kenne mich ja nicht aus, eigentlich sagt mir Morphium nur was als Schmerzmittel...

Gruß

Miyuki75
Muppet
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Re: Morphium bei Asthmaanfall???

Beitrag von Muppet »

Hallo,
Morphium wird bei COPD eingesetzt. Es entspannt und erleichtert die Atmung.
Kenne das aber nur, wenn andere Mitteln scheitern, weil es eben atemdämpfend wirken kann .
Bin aber keine Ärztin.
Gruß
Muppet
Ani
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Re: Morphium bei Asthmaanfall???

Beitrag von Ani »

Morphium wirkt angst- und stresslösend, sowie geringgradig euphorisierend. Atemnotzustände sind schon seit langer Zeit eine typische Indikation für die Substanz. Nicht nur in der Palliativ-, sondern auch in der Notfall- und Intensivmedizin.
kritisch, provokant, authentisch
downcase
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Re: Morphium bei Asthmaanfall???

Beitrag von downcase »

ich habe morphin bei bronchoobstruktiven problemen nie eingesetzt, aus (möglicherweise unbegründeter?) sorge vor der damit verbundenen histaminfreiseitzung und möglicher weiterer verschlechterung der atmung. bei linkskardialen dekompensationen ist es aber hocheffektiv.

grüße

downcase
Ani
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Re: Morphium bei Asthmaanfall???

Beitrag von Ani »

Ging mir früher genauso, bis ich dann immer mehr in die Praxis eingetaucht bin. Dieses Phänomen hat man ja in der Medizin häufiger: die Diskrepanz zwischenMythen, Theorie und Praxis. Gerade im Bereich der Opiate war/ist das sehr ausgeprägt:

- keine Opiate bei Koliken
- keine Opiate postoperativ bei Bauchpatienten
- keine Opiate bei Ex-Junkies
- Opiate machen bei Schmerzen nicht abhängig
- kein Morphium bei Bronchospastik
- ...
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Muppet
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Re: Morphium bei Asthmaanfall???

Beitrag von Muppet »

Hallo,
zwar kein Opiate (klar), habe aber als allergische Asthmatikerin gelernt sehr vorsichtig mit Benzodiazepine umzugehen (als vorübergehende Epilepsieprophylaxe eingenommen).

Es kam mehrfach nachts im Sommer- wie immer - zum Asthma Attack. Problem. Bin erst sehr spät wachgeworden. In einem Fall fast zu spät. Benzodiazepine schienen es auch stark zu provozieren
- Häufigkeit stieg auf fast täglich an. Nach absetzen sank es wieder.

Mit Opiate auch Morphium, nie Probleme bzgl. Asthma gehabt.

Könnte aber natürlich Ausnahme sein.

Gruß
Muppet
Miyuki75
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Re: Morphium bei Asthmaanfall???

Beitrag von Miyuki75 »

Hallo,

also bei mir hat das Morphium ganz gut gewirkt - Pulsfrequenz ging relativ schnell in normale Bereiche zurück, Atemfrequenz normalisierte sich auch... ansonsten scheint es ja wohl relativ schnell "nach hinten losgehen" zu können.... :shock:
Atemdepression kann man bei Asthmaanfall ja wohl nicht auch noch gebrauchen... aber wie gesagt, bei mir war es wohl doch ganz ok.

Ach ja... womit ich mal einen ganz üblen Anfall erlebt habe, war Wick MediNight... meine Hausärztin meinte bloß "ob ich mich umbringen wollte???"... :oops: Wie sie mir erklärt hat, senkt das Zeug die Atemfrequenz.... und löst damit recht häufig Asthmaanfälle aus.

Gr

Miyuki75
DocL
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Re: Morphium bei Asthmaanfall???

Beitrag von DocL »

Es ist ja auch ein Unterschied, ob sie sich schon in einem Anfall befunden oder nicht. Ein Absenken der Atemfrequenz (33/min ist wirklich zu hoch, da kann kein gescheiter Gasaustausch in der Lunge stattfinden) ist im Anfall durchaus erstrebenswert, um ihnen mit einer verlangsamten Atmung mehr Zeit zum Ausatmen zu geben. Die Ausatmung ist das eigentliche Problem im Anfall. Durch das Morphin wird der Atemantrieb gesenkt und damit auch die Atemfrequenz, zudem wirkt es stimmungsaufhellend und reduziert ihnen damit Panik und das Gefühl der Atemnot, was zu einer weiteren Verbesserung beiträgt.
Die weiteren Medikamente, die sie bekommen haben sorgen für ein "Entkrampfen" der Lungenbläschen.

Deshalb kann man in der Medizin nur äußerst selten sagen, alles ist entweder schwarz oder weiss, sondern es gibt viele Graustufen und die Ausbildung und die Erfahrung eines Arztes/Ärztin macht die Heilkunst aus.
Deshalb kann ich auch die plakative Formulierung ihrer Hausärztin nicht nachvollziehen. Bei ihnen ist der Schuss mit W**k-Medi-Night nach hinten losgegangen, bei anderen Asthmatikern sorgt vielleicht die Beruhigende Wirkung ehr für positive Effekte.


Grüße
L. Zöller
(der als Notarzt auch sehr gerne Beruhigungsmittel und Morphin bei Atemnotsyndrom vielfältiger Natur einsetzt)
Kinke
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Re: Morphium bei Asthmaanfall???

Beitrag von Kinke »

Ani hat geschrieben:Morphium wirkt angst- und stresslösend, sowie geringgradig euphorisierend. Atemnotzustände sind schon seit langer Zeit eine typische Indikation für die Substanz. Nicht nur in der Palliativ-, sondern auch in der Notfall- und Intensivmedizin.
Tatsächlich? In Pharma und auch während der Famulatur in der Inneren hatten wir (bzw. ich) mal beiläufig gesagt bekommen, dass Dyspnoe keine Indikation für Morphin ist, sondern es Off-Label Use wäre. Das ist jetzt sehr verwirrend. Denn zwischen "Off-Label Use" und "langer Zeit eine typische Indikation" ist für mich ein gewaltiger Unterschied... :shock:
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