Hallo,
eine Freundin hat Ende April diese Diagnose erhalten. Jetzt wäre sie eigentlich für die Transplantation vorgesehen gewesen, jedoch fanden sich jetzt im Knochenmark und Gehirn wieder mutierte Blutzellen.
Das heißt, alles wird verschoben, jetzt erstmal noch Chemo, Bestrahlung. Inwieweit verringern sich da die Überlebenschancen für die nächsten 2-5 Jahre? statistisch gesehen. Sie ist 58 Jahre alt, körperlich in guter Konstitution.
Heißt das eigentlich auch, daß die "Mutterzelle Blutkrebs" nicht gefunden wurde und immer noch irgendwo da sitzt?
Solange diese einzelne Zelle durch die Chemo nicht vernichtet wurde, besteht keine Chance?
Denn ich habe das so verstanden, daß die anderen mutierten Zellen sich gar nicht selbst vermehren können, sondern nur diese Mutterzelle.
Danke für Antworten.
LG, Christine.
Leukämie, AML
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Re: Leukämie, AML
Hallo,
Es ist nicht nur eine einzelne Zelle, sondern üblicherweise eine Wucherung der proliferierenden Zellpopulation für eine bestimmte Zelllinie, hier der Myelozyten, im Knochenmark. Zwar vermehren sich die einmal aus dem KM in den Organismus entlassenen leukämischen Zellen normalerweise nicht weiter (von Phänomenen der möglichen extramedullären Blutbildung bei Leukämien abgesehen). Aber es können auf Stammzellebene immer wieder neue leukämische Zellklone nachproduziert werden, solange auch nur eine einzelne mutierte Vorläuferzelle im Blutbildungssystem übrig geblieben ist. Ob und mit welcher Dynamik das (nach Ersttherapie) passieren kann, hängt von unzähligen Faktoren ab, die nur der behandelnde Hämatologe einschätzen kann.Solange diese einzelne Zelle durch die Chemo nicht vernichtet wurde, besteht keine Chance?
Denn ich habe das so verstanden, daß die anderen mutierten Zellen sich gar nicht selbst vermehren können, sondern nur diese Mutterzelle.
Viele Grüße
Parasympathikus
Parasympathikus
Re: Leukämie, AML
Schon mal danke für die Antwort.
Noch eine Frage: (Achtung: geballtes Halbwissen!)
Mir wurde erzählt, daß es eine klinische Studie gäbe, in der Methadon zusammen mit der Chemotherapie verabreicht wurde.
Effekt: die Chemo hat schneller und wirkungsvoller angeschlagen als ohne Methadon.
Auf meine Nachfrage, warum das dann nicht immer so gemacht wird, wurde mir gesagt, daß Methadon zu billig ist und die
Pharmaindustrie aus diesem Grund daran kein Interesse hat.
Das erscheint mir als Erklärung etwas billig und zu einfach und politisch gefärbt. Ich wollte trotzdem hier nochmal nachfragen,
ob es dazu einen anderen Grund gibt.
Das hilft zwar meiner Freundin nicht weiter, trotzdem möchte ich das für mich selbst wissen, damit ich auch argumentieren kann.
Es schwirren ja die unsinnigsten und abstrusesten Theorien bei Nichtmedizinern durch die Gegend. Leider, wenn man medizinisch nicht vorgebildet ist, steht erstmal nur der Mund offen.
LG Christine.
Noch eine Frage: (Achtung: geballtes Halbwissen!)
Mir wurde erzählt, daß es eine klinische Studie gäbe, in der Methadon zusammen mit der Chemotherapie verabreicht wurde.
Effekt: die Chemo hat schneller und wirkungsvoller angeschlagen als ohne Methadon.
Auf meine Nachfrage, warum das dann nicht immer so gemacht wird, wurde mir gesagt, daß Methadon zu billig ist und die
Pharmaindustrie aus diesem Grund daran kein Interesse hat.
Das erscheint mir als Erklärung etwas billig und zu einfach und politisch gefärbt. Ich wollte trotzdem hier nochmal nachfragen,
ob es dazu einen anderen Grund gibt.
Das hilft zwar meiner Freundin nicht weiter, trotzdem möchte ich das für mich selbst wissen, damit ich auch argumentieren kann.
Es schwirren ja die unsinnigsten und abstrusesten Theorien bei Nichtmedizinern durch die Gegend. Leider, wenn man medizinisch nicht vorgebildet ist, steht erstmal nur der Mund offen.
LG Christine.
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Re: Leukämie, AML
Hallo,
diese Studie (Onken, Friesen et al.) hatte nur eine sehr kleine Probandenzahl, betraf nur die Krebsentität "Gliome" und beinhaltete auch noch methodische Mängel (z.B. keine Kontrollgruppe und Randomisierung).
Jedenfalls kann man nicht von so einer kleinen Stichprobe, zudem bezogen auf eine bestimmte Erkrankung, auf die Gesamtheit aller Krebserkrankungen schließen. Andere Studien kamen zu genau entgegengesetzten Ergebnissen.
Es sind folglich noch viele Fragen offen. Ungeachtet der komplizierten Zulassungsbedingungen und der vielen juristischen Stolperfallen und Patentstreits glaube ich kaum, dass bestimmte Interessengruppen es verhindern wollen, dass erfolgreiche Produkte auf den Markt gelangen. Der Verweis auf "zu billig" geht schon deshalb ins Leere, weil bei hoher Nachfrage Billiges sehr schnell nicht mehr billig ist.
Als kurze Übersicht:
https://www.dgho.de/informationen/stell ... 70426_.pdf
diese Studie (Onken, Friesen et al.) hatte nur eine sehr kleine Probandenzahl, betraf nur die Krebsentität "Gliome" und beinhaltete auch noch methodische Mängel (z.B. keine Kontrollgruppe und Randomisierung).
Jedenfalls kann man nicht von so einer kleinen Stichprobe, zudem bezogen auf eine bestimmte Erkrankung, auf die Gesamtheit aller Krebserkrankungen schließen. Andere Studien kamen zu genau entgegengesetzten Ergebnissen.
Es sind folglich noch viele Fragen offen. Ungeachtet der komplizierten Zulassungsbedingungen und der vielen juristischen Stolperfallen und Patentstreits glaube ich kaum, dass bestimmte Interessengruppen es verhindern wollen, dass erfolgreiche Produkte auf den Markt gelangen. Der Verweis auf "zu billig" geht schon deshalb ins Leere, weil bei hoher Nachfrage Billiges sehr schnell nicht mehr billig ist.
Als kurze Übersicht:
https://www.dgho.de/informationen/stell ... 70426_.pdf
Viele Grüße
Parasympathikus
Parasympathikus
Re: Leukämie, AML
Danke für die Antwort.
Meine Freundin hatte jetzt Ende September die KMT und bisher läuft alles gut.
Meine Freundin hatte jetzt Ende September die KMT und bisher läuft alles gut.
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