Tracheotomie trotz (quasi) Chancenlosigkeit

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Saskia79
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Tracheotomie trotz (quasi) Chancenlosigkeit

Beitrag von Saskia79 »

Hallo,

ich hatte hier vor kurzem einen Thread verfasst, bei dem es um meine Schwiegermutter (64 J., chronische Bronchitis, Rheuma, BMI 49) ging, die mit beidseitiger, schwerer Lungenentzündung und Sepsis seit dem 23.2. auf der ITS liegt und dessen Zustand sich von da bis heute immer mehr verschlechtert hat.
Ihr zugeführter Sauerstoff liegt zwischen 55 und 80%. Schwankt immer.
Kurzzeitig auch mal narkotisiert mit Isofluan. Aber nun doch wieder per Injektionen.
Nieren und Leberwerte sind nicht gut, ihr Kreislauf instabil und die Info von gestern Abend war, sie stünde kurz vor einem multiplen Organversagen.

Nun soll morgen ein HNO-Arzt mit dem Ehemann über den Luftröhrenschnitt sprechen.
Hoffnung auf Heilung macht uns seit Tagen niemand mehr und nun soll doch noch eine Tracheotomie durchgeführt werden, damit sie langsam irgendwann selber versuchen soll zu atmen.

Die Chancen stehen so schlecht, dass sie das überlebt. Das Breitbandantibiotikum schlägt bei ihr nicht an und sie fiebert ständig.

Welche medizinische Begründung kann es dafür noch geben, wenn die Überlebenschance fast gleich null ist?

Lieben Dank im Voraus,
Saskia
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jaeckel
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Re: Tracheotomie trotz (quasi) Chancenlosigkeit

Beitrag von jaeckel »

Hallo Saskia,

tut mit leid für den ungünstigen Verlauf.

Eine Tracheotomie erhöht bei längerer Beatmungszeit die Chancen für eine Entwöhnung von der Beatmungsmaschine, erleichtert das Absaugen und die Mundpflege.
Auch bei Patienten mit ganz schlechtem Verlauf, bei denen man die maschinelle Beatmungstherapie einstellen und auf Spontanatmung umstellen möchte, ist der normale intratracheale Tubus wegen dem sog. erhöhten "Totraumvolumen" (längerer Schnorchel) ungeeignet. Die auf den meisten Intensivstationen eingesetzte "Dilalationstracheotomie" ist in fachkundigen Händen ein kleiner Eingriff.

Alles Gute!

Ihr Achim Jäckel

Dr. med. Achim Jäckel
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Re: Tracheotomie trotz (quasi) Chancenlosigkeit

Beitrag von Dr. A. Flaccus »

Guten Tag,
Welche medizinische Begründung kann es dafür noch geben, wenn die Überlebenschance fast gleich null ist?
Das ist die entscheidende Frage.

So, wie ich den von Ihnen geschilderten Krankheitsverlauf interpretiere, müssen die behandelnden Ärzte Ihnen gute Begründungen für eine Fortsetzung der Therapie liefern.

Ich schreib es ja schon im anderen Thread:

:arrow: Besteht die Aussicht auf eine durchgreifende und anhaltende Verbesserung des Gesamtzustandes?
:arrow: Geht man davon aus, das eine aktive Teilnahme am "normalen" Leben wieder möglich ist?
:arrow: Ist das Gehirn durch Sauerstoffmangel schon geschädigt?
:arrow: Was wäre der Wunsch der Patientin? (Leben auch bei z.B. vollständiger Pflegebedürftigkeit?)

Von den Antworten auf genau diese Fragen hängt m.E. die Planung der weiteren Therapie ab.

Alfred Flaccus
Dr. A. Flaccus
Facharzt für Anästhesie
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