Fachkräftezuwanderungsgesetz

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Barnie Geröllheimer
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Fachkräftezuwanderungsgesetz

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Wird das für Herbst angekündigte Fachkräftezuwanderungsgesetz Realität, könnte dies - besonders für die angestellten Ärzte in den Kliniken und MVZen - aber auch für den Patienten auf dem Land einige Veränderungen mit sich bringen. Ein bspw. rumänischer Arzt, der zuhause für 800 Euro/Monat schafft, wäre doch hierzulande mit unseren "Hohnoraren" ein König, oder?

Ich glaube auch, es gibt nicht so sehr viele Länder auf der Welt, wo man derartige Beträge als Arzt in Anstellung verdienen kann wie in D. Entsprechend dürfte die Nachfrage sein, entsprechend drückt das die Gehälter.

Ich halte diesen Fachkräftemangel in den meisten Bereichen für eine Mogelpackung. Wenn ein Mangel an Personal entsteht, weil man die notwendigen Gehälter nicht bezahlen will oder kann, ist auch das Abwerben fremder Fachkräfte nur ein Strohfeuer.

Was erwarten Sie sich von diesem Gesetz?
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Re: ich, mir, für mich, erwarten ?

Beitrag von PR »

Wär ja mal höchste Zeit für so ein Gesetz. Schon um der rechten Mär ein Ende zu setzen, Zuwanderung sei bloß grad eine Katastrophe und sonst nix.

Die Merkelin hat garantiert stets gewusst und in Rechnung gestellt, dass unser Land (wie fast ganz Europa) rasant überaltert, und nicht zuletzt die Sozialsysteme dringendst auf junges Frischblut angewiesen sind. Und: wenn sich überhaupt ein Land Zuwanderung (finanziell) leisten kann, dann sind das doch wir `schländer. Mental - das ist eine ganz andere Frage.

War ja selber zweieinhalb Jahre lang ärztliche Billigstarbeitskraft in einem westafrikanischen LLDC, und kenne die programmatischen Debatten dazu seit vierzig Jahren. Weiser Weise waren damals die GTZ- und KfW-finanzierten Entwicklungsprojekte so gestrickt, dass vor Ort wo immer es ging ein Counterpart mit lokalen Wurzeln anwesend war, und zwar als Scheff. Den galt es auf gar keinen Fall ersetzen, aber immer zu ergänzen.

So ist das natürlich mit Ostblöcklern und anderen auch, und zwar schon lange. Die richtig Guten, die mit internationaler Reputation und dem Zeug zum Scheff, die kriegen wir so sowieso nicht.

Ein bisschen erleb ich hier vor Ort ja seit vielen Jahren, wer da so kommt. Die deutschrussische Gynäkologin hat dann ein Klinikscheff aus der eigenen Tasche angestellt. Den syrischen Traumatologen kann man aber noch nicht auf Hiesige loslassen, schlicht, weil er sie bei allem Fleiß (ich hab sein Vokabelheft gesehen) noch lange nicht ausreichend versteht.

Neben dem deutschen wird es also ein wachsendes nichtdeutsches Ärzteproletariat geben. Man kann das als Fortsetzung des Kolonialismus mit anderen Mitteln verstehen.

Zwei Dinge sind dabei todsicher:
1. von denen wird sich nienieniemand "selbständig" machen, d.h. seine Investitionen selber mitbringen
2. von denen wird jeder alle Segnungen des Sozialstaats mitnehmen,
und das wird die `schländer rich dich Geld kosten.

Die Kassenkiste wird also so oder so zusammenbrechen.

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Zuletzt geändert von PR am 06.07.18, 20:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Fachkräftezuwanderungsgesetz

Beitrag von Timmie2 »

Für Ärzte (aus Rumänien) gibt's längst die BlueCard.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa)... fordert von der Großen Koalition ein Einwanderungsgesetz, das die Gewinnung von ausländischen Pflegekräften erleichtert.
Wie Jens Spahn ausländische Pfleger anlocken will
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Dabei wird die sog. Gleichwertigkeitsprüfung

Beitrag von PR »

in der Pflege in Kürze keinerlei Rolle mehr spielen, wetten ?
Bei den Ärzten wird man vorgeben, es nicht so genau zu wissen.
Da entscheiden dann die lokalen Arbeitgeber.

H i e r und bisher so: gegen sprachohnmächtige Einwanderer unklarer Qualifikation.

Wie gesagt: die rich dich Guten, die sind eh nicht für uns.

PR
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Barnie Geröllheimer
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Re: Fachkräftezuwanderungsgesetz

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Wär ja mal höchste Zeit für so ein Gesetz. Schon um der rechten Mär ein Ende zu setzen, Zuwanderung sei bloß grad eine Katastrophe und sonst nix.
...
Den syrischen Traumatologen kann man aber noch nicht auf Hiesige loslassen, schlicht, weil er sie bei allem Fleiß (ich hab sein Vokabelheft gesehen) noch lange nicht ausreichend versteht.
Widerspricht sich das nicht? Ist eine "Fachkraft" hier verwendbar, wenn sie einschlägiges Folklore-Deutsch, womöglich noch im Dialekt, nicht versteht?

Eine rumänische Ärztin in einer REHA im Schwarzwald will bei meiner Frau ein Anamnese-Formular ausfüllen:
"Brillä?"
"Ja, aber nur zum Lesen"
(notiert) "Brillä!"

Sowas hat doch keinen Zweck, oder? Da kann die Frau noch so gut Spritzen setzen oder sich mit Gastroenterologie auskennen! Wer definiert, wer für uns eine "Fachkraft" ist?

In den 80ern habe ich eine Arbeitskraft (Optikerin) aus Tschechien zugewiesen bekommen, die damals noch nicht einmal Bifokalgläser kannte. Ein anderer Mitarbeiter meiner Filiale, ein aus Algerien stammender Optiker, hat in der damaligen DDR seine vglw. jämmerliche Ausbildung anerkannt bekommen und wurde auch hier im Westen tatsächlich als Optikermeister "gehandelt". :shock:

Sind das "Fachkräfte" für uns?
Zwei Dinge sind dabei todsicher:
1. von denen wird sich nienieniemand "selbständig" machen, d.h. seine Investitionen selber mitbringen
2. von denen wird jeder alle Segnungen des Sozialstaats mitnehmen,
und das wird die `schländer rich dich Geld kosten.
Das ist genau die Frage: MUSS er/sie die Investitionen selber mitbringen? Oder schlägt er/sie angesichts der 100.000 Euro Starthilfe und der kostenlosen Wurstplatten und Haarschnitte beim Friseur in Hinterstdunkelhofen angesichts der 800 Euro zuhause nicht sofort zu und macht sich selbständig?
Dies umso mehr, als es so viele Segnungen des Sozialstaats gibt?!

Ich fürchte, dass man bei gefragten Berufen nicht soooo genau hinsehen wird. Immerhin möchte man ja "Erfolge" vorweisen und stolz berichten können, dass es wieder in jedem Nest einen Doktor gibt. Dabei wäre vielleicht jeder Heilpraktiker geeigneter, der des Volkes Idiom versteht und spricht.
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Heilpraktiker sind eine rein `schländische Spezialität

Beitrag von PR »

mit Abstammung von der Hitlerei. Sowen jittet woanders jaar nich, kann also auch nich zu uns kommen.

Jeder fertig gelernte ausländische Arzt braucht J a h r e , um das kranke Kassensystem der `schländer überhaupt zu kapieren - und wird sich sodann entsetzt davon distanzieren.

Die 100.000 € Starthilfe gibt's ja wohl nirgends und für niemanden. N e u e Praxen wird's nicht geben, da sind die KVen und von kranken Kassen dominierte Zulassungsausschüsse vor
A l t e Praxen gibt 's zuhauf umsonst, die haben aber längst einen Investitionsstau in dreifacher Höhe der behaupteten Starthilfe.

Nönö, die Rumänen werden den kranken Kassen den Ar$ch nicht retten.
Für Selbständige ist übrigens der Sozialstaat gar nicht zuständig.

Sie haben die Überschrift schon richtig gewählt: "Fachkräftezuwanderungsgesetz".
Das hätten die wohl gern, so wie zB die Kanadier.
Machen werden die wie geplant ein Zuwanderungsgesetz.

PR
Zuletzt geändert von PR am 07.07.18, 15:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Fachkräftezuwanderungsgesetz

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Sie nehmen mich in diesem Fall zu wörtlich. Die Rumänen und die 100.000 Eumel Starthilfe sind nur plakativ gemeint.

Oh, auch für Selbständige gibt es Sozialleistungen..., notfalls bis hin zur Aufstockung.
Jedes Kindergeld ist eine Sozialleistung und jede Eigenheimzulage (wieder nur beispielhaft!)

Wär' schon geil, wenn man heilkundige "Fachkräfte" aus dem Ausland anwirbt und dann hier in D sagt: Ätschibätsch, wir brauchen zwar schon Ärzte, aber selbständig machen darfst Du Dich nicht.

Sollten Sie aber Recht haben, dient die ganze Geschichte vielleicht auch nur der Gewinnoptimierung der Kliniken in privater Trägerschaft durch Verringerung der Personalkosten!
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Re: Fachkräftezuwanderungsgesetz

Beitrag von Timmie2 »

PR hat geschrieben:Heilpraktiker…Sowen jittet woanders jaar nich, kann also auch nich zu uns kommen
Richtig, in der Schweiz z.B. kennt man nur Naturärzte und Komplementärtherapeuten und in den Niederlanden werden Naturmedizin und Homöopathie als Alternative zur klassischen Schulmedizin an der Hochschule gelehrt. Könnte sich Deutschland eine Scheibe von abschneiden.
Barnie Geröllheimer hat geschrieben:Sollten Sie aber Recht haben, dient die ganze Geschichte vielleicht auch nur der Gewinnoptimierung der Kliniken in privater Trägerschaft durch Verringerung der Personalkosten
Darauf wird's wohl hinauslaufen
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Es wird sich kein Immigrant

Beitrag von PR »

"selbständig" machen k ö n n e n. Dürfen immer, aber können und wollen nimmer. Kriegt doch keiner einen Kredit.

Glabst die san bled ? Ich hab meine Praxiskredite ja bloß gekriegt, weil meine Hauptsponsorin mit ihrem Beamtengehalt mitgehaftet hat.

In den wenigen Fällen, wo in den letzten Jahren ein immigranter Kollege eine Praxis übernommen hat, ist der binnen kürzester Zeit weiter geflohen.

Ich frag mich längst, wo denn die Investoren alle her kommen sollen, die demnächst benötigt werden. Denn die können ja wirklich rechnen.

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jaeckel
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Re: Fachkräftezuwanderungsgesetz

Beitrag von jaeckel »

PR hat geschrieben:Kriegt doch keiner einen Kredit.
Das Szenario läuft m.E. anders. Kapitalgesellschaften betreiben Kliniken, MVZ und Belegkrankenhäuser. Natürlich will man gerne die Kontrolle über die ganze Wertschöpfungkette bis hin zur Zuweiserschaft. Was liegt näher als den bisherigen Ausbildungs-Sklaven den Kauf eines Kassensitzes im Umfeld zu finanzieren und sich somit Marktanteile der Zukunft zu kaufen. Mafiös, aber mit etwas Glück haben fast alle was davon.
Alles Gute!

Herzlichen Gruss
Ihr

Dr. med. Achim Jäckel
Klinische Akut- und Notfallmedizin
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Nephrologie
Intensivmedizin, Notfallmedizin, Hypertensiologe (DHL), ABS
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Beitrag von PR »

Solli Herr Jäckel !

Wenn ich mich jedoch h i e r auf Große- und Kreisstadt-Niveau unter den jüngeren Kolleg(inn!)en umhorch (9 theoretische Interessent(inn!)en und 1 Interessenten hatt ich ja für mein Kassenprivileg), dann will da jede (!) bloß noch angestellt arbeiten und nix investieren und nicht unter die KV-Knute.

Erst recht werden das die zugewanderten Ärzte nicht wollen, um die es hier geht.

Gibt's hier eigentlich Doc Alf noch ? Lange nix mehr gelesen. Der ist doch bei einem Klinikkonzern angestellt wenn ich mich recht erinner, und könnt hier mal in aller Anonymität erzählen, was sein Konzern denn so vorhat.

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Re: Fachkräftezuwanderungsgesetz

Beitrag von Humungus »

jaeckel hat geschrieben:Was liegt näher als den bisherigen Ausbildungs-Sklaven den Kauf eines Kassensitzes im Umfeld zu finanzieren und sich somit Marktanteile der Zukunft zu kaufen. Mafiös, aber mit etwas Glück haben fast alle was davon.
So etwas geht problemlos auch mit Angestellten auf dem KV-Sitz. Den Kredit kriegt dann nicht der Niedergelassene, sondern die juristische Person, die das MVZ betreibt. Ärztlicher Leiter ist der Angestellte. Fertig ist die Laube.
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