Die Botschaft hör ich wohl,allein mir fehlt der Glaube

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Dr.med.Holger Fischer
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Die Botschaft hör ich wohl,allein mir fehlt der Glaube

Beitrag von Dr.med.Holger Fischer »

https://www.dgim.de/fileadmin/user_uplo ... to,-12,842

Dieser Klinik Codex ist lesenswert, wir werden aber niemals eine konsequente Umsetzung erleben.
Grüße Dr. Fischer
Unter Bezugnahme auf § 7 (3) der Berufsordnung für Ärzte ist mein Beitrag eine Stellungnahme,die auf den vorliegenden Angaben beruht .Sie ersetzt aber nicht die persönliche Beratung, Untersuchung und Behandlung durch Ihren Arzt.
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Im Geigendeel

Beitrag von PR »

Wer da überhaupt was umsetzt in den Kliniken, das ist der Herr Klinikscheff. Der ist Mitte-Ende dreißig, und wenns gutgeht hat er Betriebswirt gelernt.

Der macht viermal im Jahr mit "seinen" Chefärzten eine Bilanzkonferenz, bei der dann auch schon mal die Worte fallen: "Herr Chefarzt, wo bleiben die Kleinen Frühgeborenen ? Wenn Ihre Abteilung im nächsten Jahr nicht mehr Kleine Frühgeborene hat, mach ich Ihnen die Abteilung zu." Man muss dazu wissen, dass die kranken Kassen für Perinatalzentren Level 1 sogenannte "Mindestmengen" (Mindestfallzahlen) verlangen. Bis zu einem hochsozialgerichtlichen Urteil waren das 50 Fälle pro Jahr. Jetzt muss man auch noch wissen, dass eine niedrige Fallzahl Kleiner Frühgeborener ein hoch signifikantes Qualitätsmerkmal ist bei der Betreuung Schwangerer. Dieser Klinikscheff hat also sogar als seinen Willen bezeichnet, wogegen der Klinik-Codex argumentiert.

Ihre Skepsis ist berechtigt.

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Dr.med.Holger Fischer
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Re: Die Botschaft hör ich wohl,allein mir fehlt der Glaube

Beitrag von Dr.med.Holger Fischer »

Hallo lieber Kollege PR,
Lörrach sucht ja einen neuen Chefarzt für die Gynäkologie. Ob sich der dann Auserwählte den Auflagen des Verwaltungsdirektors beugen wird?- mit Sicherheit!
Als ich für eine gewisse Zeit die Leitung der Abteilung inne hatte, kam sehr rasch der Verwaltungsdirektor mahnend mit den Worten" seit Sie die Leitung haben, ist die Verweildauer auf der Wochenstation ( 14 Tage!!!) rapide gesunken."- im KLartext, ich solle doch die Wöchnerinnen nicht bereits nach 7 Tagen entlassen. Damals wurde ja noch pro Verweildauer mit den Kassen abgerechnet.
Dass diese Liegezeiten- nicht nur in der Frauenheilkunde- blanker Unsinn waren, lehrt uns die Einführung der Fallpauschalen -sicherlich auch kein Segen ( " blutige Entlassung?).
Grüße Dr. Fischer
Unter Bezugnahme auf § 7 (3) der Berufsordnung für Ärzte ist mein Beitrag eine Stellungnahme,die auf den vorliegenden Angaben beruht .Sie ersetzt aber nicht die persönliche Beratung, Untersuchung und Behandlung durch Ihren Arzt.
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In Lö passiert noch viel mehr.

Beitrag von PR »

LÖ hat die letzten Jahre 2 Kliniken unter 2 Trägerschaften:
1. das "Eli", im Rahmen des gut 10 Jahre zurückliegenden "Lörracher Wegs" mit den Abteilungen GYN-GebH (früher doppelt vorgehalten, Abteilung im KKH wur4de geschlossen), Kinder (früher im KKH) und Kinderpsychiatrie, Uro und HNO (waren schon früher da).
2. das KKH mit den Abteilungen allgemeine, Bauch-, orthopädisch- traumatologische Chirurgie, Neurologie mit Stroke Unit, Psychiatrie, und Innere Medizin mit den wichtigsten Subspezialitäten.

Zum 01.01. geht die Trägerschaft des "Eli" vom Orden der Vincentinerinnen auf den Kreis über, dann ist das vorderhand ein weiterer Standort des KKH.

Beide innerstädtischen Standorte sollen im Lauf der nächsten Jahre aufgelöst werden zugunsten eines Neubaus auf der grünen Wiese - im Wiesental Richtung Steinen.

Der Lörracher Weg mit Reduzierung der meisten Fächer auf einen Standort (eine Zeitlang noch plus Standorte Rheinfelden und Schopfheim) war mühsam. Nur mit Mühe konnte der Kreis seine Kliniken davor bewahren, zu reinen kleinen Zulieferern der Basler Kliniken zu degenerieren, wie das Staatse Caspers-Merk alias gesundbrunnen mit dem damaligen Stadt-Basler Gesundheitsdirektor wohl einzufädeln versucht hatte. Als die ersten Bagatellfälle von dort zurückkamen, die auf der anderen Rheinseite zu heroischen Krankheitsverläufen aufgebauscht - und zu Basler Preisen "auf Kasse" (hier: DAK) abgerechnet - worden waren, hab ich südbadenweit für Publicity gesorgt, und dieser Krampf ist unterlassen worden.

Der aktuelle GYN-Chef war wie ich (und sein Vorgänger) als Entwicklungshelfer in Afrika, und danach lange Assi im Eli gewesen. Sowas verbindet. Sowas macht auch die Arbeit im Sinne der Patientinnen gut, denn jeder weiß, wie der andere tickt, wer wem wie vor- und zuarbeiten kann, und wenn die internen Strukturen gegenseitig bekannt sind. Der aktuelle GYN-Chef hatte eigentlich keinen einzigen Tag unter dem KKH-Verwaltungsleiter arbeiten wollen. Nu tut's er doch, weil er noch einige Ärztinnen und Ärzte in Fachweiterbildung hat, und niemand weiß, wer nachkommt, und ob das wieder wer mit voller Weiterbildungsermächtigung ist. Einfach kollegialer Anstand gegenüber dem Nachwuchs. Der lohnt ihm das allerdings nicht, sondern wird, da fast ausschließlich weiblich, fortlaufend schwanger, fällt im Nachtdienst und OP aus, geht in Mutterschutz und und und. Sodass er, eigentlich im Rentenalter, derzeit wieder klinikinterne Dienste schieben muss.
Wie das unter neuen Scheffs mit dem Perinatalzentrum I (dem einzigen zwischen Freiburg und Bodensee) wird, ist jedenfalls mir unklar. Die kranken Kassen wollen es ja schon lange weghaben. Mit welch verlogenen und infamen Methoden sie das versuchen, hab ich hier vielfach beschrieben.


Die Sozis haben es mit ihren "Reformen" geschafft, den ambulanten und den stationären Bereich an seine Kapazitätsgrenzen zu bringen.
Die Sozis haben es mit ihren "Reformen" geschafft, die stationäre Medizin unter die Fremdherrschaft des Kapitals zu zwingen, sie werden das auch beim ambulanten Sektor schaffen.
Drum will ich die auf lange Zeit in keiner Regierungsverantwortung mehr sehen.

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