Multifokallinsen

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Feuerblick
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Feuerblick »

Sehr gut! Ich drücke die Daumen, dass es doch harmlos ist :wink:
Bitte stellen Sie Ihre Fragen nur, wenn Sie die Antwort auch wirklich wissen wollen und nicht Dr. Google vorziehen. ;-)
Aenne
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Aenne »

Das Daumendrücken hat geholfen. Es handelt sich um eine Glaskörperabhebung, wobei ein Blutgefäß angeritzt wurde. Das ist jetzt kaum noch wahrnehmbar. Die Netzhaut ist in Ordnung. Jetzt habe ich Augentropfen bekommen und muss mich in 3 Wochen noch einmal in der Augenarztpraxis vorstellen.

Liebe Grüße
Änne
Gönne Dir einen Augenblick der Ruhe und Du begreifst, wie närrisch Du herumgehastet bist.
(Lehrsatz es Laotse)
Feuerblick
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Feuerblick »

Super! Das ist immer die günstigste Variante!
Bitte stellen Sie Ihre Fragen nur, wenn Sie die Antwort auch wirklich wissen wollen und nicht Dr. Google vorziehen. ;-)
Dragontooth
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Dragontooth »

Hallo
Ich bin 51 Jahre alt und habe grauen Star diagnostiziert bekommen. Nun tue ich mich sehr schwer mich für eine Linse zu entscheiden, da ich sehr gerne lese, male (auch an der Staffelei) wofür ich rasch sehr verschiedene Distanzen exact erfassen können muss, oft auch am Computer arbeite und Massiere.
Ich bin zum Augenarzt da sich meine Sicht innert kurzer zeit zweimal deutlich verschlechterte.im Vorfeld hatte ich schon einmal eine Gleitsichtbrille von der ich aber wieder auf eine nur die Kurzsichtigkeit korrigierende Brille zurück bin, weil ich fürs Nah als auch fürs weitsehen praktisch durch die Brillenfassung sehen musste und das dann auch störte - ich nehme mal an man hatte mir eine in der Höhe zu schmale Brille gefertigt - obwohl ich nochmal nachgefragt hatte ob es mit dem vom mir ausgewählten Modell denn auch sinnvoll machbar sei. Laut Brillenpass waren meine werte damals :
R -1.75 Sph -0.50Cyl 85Achse 1.50Add - - 30.20PD
L -1.25 Sph -0.25Cyl 80Achse 1.50Add - - 31.00PD
Die die Gleitsichtbrille ablesende Weitsichtbrille habe ich letzten November erneuern müssen, weil meine Sicht einen starken Schub abgenommen hatte - bei der Gelegenheit fragte ich den Optiker ob ich eventuell einen grauen Star entwickle was er nach einem kurzen Blick bestätigte und meinte - das müssen wir beobachten, wenn sich die Sicht weiter schnell stark verschlechtert sollten ich vielleicht einen Augenarzt konsultieren. Damals ging ich mit einer Brille mit den Folgenden Werten nach Hause :
R -3.00Sph -0.50Cyl 88 Achse 30.50 PD
L -2.50Sph -0.50Cyl 84Achse 31.00 PD
Da mir das Lesen des Teletextes dann anfangs Juli bereits schon wieder kaum mehr möglich war und wenn dann nur mit zusammengekniffenen Augen hab ich mich aufgemacht und habe einen ersten Termin beim Augenarzt vereinbart. Ein Blick in meine Augen genügtem nicht dem Arzt und er bekundete . Das muss operiert werden. Ich wurde nur zwei Tage nach diesem kurzen Erstbesuch zu einem umfassenderen Augentest an 4 Maschienen geladen. Dieser wurde von der Sprechstundenhilfe gemacht ... wobei sie immer wieder den Raum verliess und sich auch noch um ankommende Patienten kümmerte. Als ich bei einer Machine,ich glaube es war der Sichtfeldtest (es leuchteten immer wieder kleine Punkte irgendwo auf und ich musste sie bei Sichtung bestätigen) mehrere Male fehlgedrückt hatte vor Aufregung und es ihr mitteilte meinte sie nur salopp: das macht gar nichts und bugsierte mich vor den nächsten Computer, nur um gleich darauf wieder im Empfangszimmer zu verschwinden.
Als ich ein paar Minuten später zum Augenarzt vorgelassen wurde, erhoffte ich mir ein erhellendes Beratungsgespräch über meine Möglichkeiten und die verschiedenen Linsentypen die es gibt, was allerdings mit ca. 5 Min äusserst knapp ausfiel.
Auch weil ich mit recht naiven Vorstellungen in das Gespräch gegangen war. Denn da ich mittlerweile auch eine Altersweitsicht vom Optiker bekundet bekommen hatte, dachte ich Leienhaft - ja klar da wäre die Multifokallinse doch das beste und kostengünstigste weil man dann ja gar keine Brille mehr braucht, damit auch die kosten des Gesundheitswesens überhaupt am niedrigsten halten kann und vor allem für den Menschen der mit dieser Operation, die wie mir gesagt wurde nur einmal im Leben gemacht weden kann, dann wieder vollumfänglich hergestellt werden kann. Also folgerte ich, dass man da ganz klar das Optimum herausholen würde - auch wenn ich dadurch zusätzliche Kosten zu tragen hätte.
Mein Augenarz wies diese Variante jedoch von Anfang an ab - einerseits weil nur die Standartlinse von der Krankenkasse gedeckt wird in der Schweiz. - andererseits ... das habe ich dann erst im zweiten von mir erwirkten Beratungsgespräch herausgefunden weil er eh nur Momo und Bifokallinsen einsetzt - die er beide von der selben Firma bezieht und sich auch gar nicht auf Neues einlassen will.
Darum hat er auch nur über die weit oder nahsichtvariante gesprochen ... und auf meine nochmalige frage wegen der Multifokallinse dann über den fehlenden Mittelbereich - Diesen Spalt in der Wahrnehmung und deren Mühsal gesprochen. Über Trifokallinsen oder Multifokallinse hat er gar nicht gesprochen - mich völlig im unklaren gelassen. Ich verstehe sein Vertrauen in seine bewährten Linsen. Allerdings wäre es mir ein anliegen in allen Distanzen gut sehen zu können da ich für Feinarbeiten sehr genau arbeite und das oft auch in sehr kurzer Distanz und alle Tiefen Brauche auch den Mittelbereich, bis hin zum klaren Blick in die Welt oder auf das Model .
Die Information dass er quasi keine Multifokallinse in Betracht ziehe erst einmal recht baff dasitzen liess, ich mich erst wieder sammeln musste um Fragen zu stellen. In die10 Sekunden zögern kam dann seine Frage ob ich noch etwas wissen möchte - äh im Moment nicht konkret, ich muss ich erst mal kurz überlegen ... dann lassen sie sich den Termin für die oP geben und geben sie uns dann bescheid wofür sie sich entschieden haben.

Nun versuche ich durch verschiedenste Quellen an mehr Information zu kommen. 2x Optiker, Bekannte die KateraktOP hinter sich haben -alle Mono) in Foren sehr gute stimmen zur MFL gefunden aber auch Horrorgeschichten von Schriftschatten beim Lesen, über Lichthöfe, Ringe um Lichtquellen die das Autofahren in der Dunkelheit verunmöglichen, auch von Blendeffekten. Darf ich Sie vertrauensvoll Fragen was Sie mir raten würden ?
Beste Grüsse dragontooth
Dragontooth
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Dragontooth »

Im Netz habe ich einige sehr informative Seiten gefunden. Allerdings ist es dort eben auch so - die einen lobens hoch und die anderen - die schwierigkeiten haben zetern. Allgemeines Echo ist allerdings dass eben die Aufklärung des Patienten viel zu schlecht und lapidar betrieben wird ... habe etliche Einträge gesehen bei denen auch eine 5minütige "Beratung" stattgefunden hatte - und dabei prompt die falsche Linse ausgewählt wurde
- heisst der Augenarzt viel zu wenig auf des Patienten Lebensweise und sehpräferenzen eingegangen war und eigentlich über das Wohl des patienten hinweg entschieden hat.
Auch mit der zweiten Beratung bin ich nicht wirklich zu des Pudels kern vorgedrungen .. weil er diesmal kleine Vorträge hielt (wahrscheinlich hatte er von der Sprechstundenhilfe gehört dass mich seine wortkarge und speditive Art der Beratung in kleinster weise weitergebracht habe)... und durch seine Vorträge über informationen die ich mir eigentlich mittlerweile im Netz geholt hatte wieder herzlich wenig auf meine persönlichen Fragen einging , die sogar eher abwiegelte und sich in Allgemeinheiten verlor. Als ich ihn mal um eine Meinung fragte zu einer Lösung war seine Antwort - ich kann das schon machen, und das kann auch gut rauskommen - es ist aber ein so spezielles vorgehen, dass Sie mir dann aber unterschreiben müssen ,dass sie sich einverstanden erklären dass falls Sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein sollten alle folgekosten selber übernehmen ???
Hallo??? Komplikationen kann jede auch die normalste Operation nach sich ziehen - eben weil wir alle verschieden sind und unsere Körper auch verschieden reagieren - auch das weiss ich nun aus den Foren bestätigt und auch der Arzt hat das anfangs der Aufklärung selbst zu seiner absicherung erwähnt. Auf meine hypothetische und gewiss laienhafte Frage bekam ich schlicht keine Antwort. ???
Warum wohl wird von allen Ärzten die sich auch auf Foren äussern eine äusserst genaue und persönliche Auf- und Abklärung des Parienten und seiner Möglichkeiten als das A und O für eine erfolgreiche Op und einen zufriedenen Patienten geschildert - immer mit dem Zusatz dass dies leider in den meisten Fällen in der Regel nicht ausreichend gemacht wird.
Ein wirklich tragischer Missstand - warum ist es überhaupt möglich dass Leute über eine so wichtige Operation praktisch vom Arzt allein gelassen werden darf- ja einige scheinbar aus finanziellen gründen teure Operationen raten ohne wirklich darüber aufzuklären - müsste da nicht mehr unternommen werden um das Patientenrecht zu wahren?
Es gäbe ja auch die möglichkeit mit Eintageslinsen quasi die Sicht nach der Gelungenen Op einer Monofokallinse zu simulieren ... dann wüsste frau auf was frau sich in etwa einlässt und das wäre doch echt hilfreich für eine Entscheidung. Das weiss ich zum Beispiel erst seit heute Nacht ... mein Augenarzt hat sowas noch gar nie erwähnt und in kleinster weise erwähnt obwohl er ganz bestimmt mitbekommen hat, wie schwer es mir fällt mich zu entscheiden.
Ich werde mich weiters gescheit machen ... ich will auch wissen was die neuen Ergebnisse sind ... "mein" Doktor arbeitet seit zehn jahren nur mit diesem einen Produkt und auch nur Mono und Bifokal... und lässt sich auf nix neues ein. Aber gerade in den letzten Zehn Jahren ist sehr viel gegangen in der Forschung.
Es gibt digar Linsen die man erst nach der Op richtig scharf stellen kann - weil der richtige Wert eigentlich bei einer Untersuchung an der getrübten Linse kein exactes Ergebnis geben kann.
Auch habe ich den Arzt gefragt ob es sogar sein könnte dass ich gar nicht wirklich Altersweitsichtig bin sondern nur die Hornhautverkrümmung und die trübung der Linse die fehlsichtigkeit un der Nähe verursachen könnten? Seine Antwort war nur ja, das könnte sein ... !!!

Also ich bin mit dem Thema noch nicht ferig - auch wenn es mich braucht...

Falls ich mich schlussendlich für eine Monolinse entscheide werde ich vielleicht doch zu diesem Doktor gehen ... ich habe das Gefühl dass er ein guter "Handwerker" ist , wenn auch seine Beratungsskills eher ... naja lassen wir das ...
Sagen wir einfach . Jeder hat sein Talent und da seines nicht das Beratungsgespräch ist nehme ich mal an seine Stärke liege in Handwerk

Wir haben jetzt August 2017 und ich würde mich freuen wenn mir jemand über den Fortschritt der Multifokallinse Auskunft geben kann.
Was halten sie von der Möglichkeit der Entscheidungsfindung mit der Linse? Bekomme ich dadurch einen ausreichenden Eindruck für die Entscheidung oder sehen sie das anders?
Wissen Sie etwas über diese Linse die nach dem einsetzen auf eine schärfe eingestellt werden kann, da durch die Op ja verschiedene Gewebe neue Anpassungen machen scheint mir diese Variante eigentlich sehr vernünftig.

Ich danke für die Zeit die sie sich nehmen um mir beizustehen, herzlichen Dank!

Dragontooth blinzelt euch lieb zu
Scharlatan
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Scharlatan »

Zwecks neutraler Information, siehe Artikel im Netz:
Kirschfeld K (2011) Sehen mit bi- und multifokalen Intraokularlinsen. Ophthalmologe 108:1139–1144

sowie Beitrag vom „Augenoperateur“ vom 19.07.15 und folgende auf dieser Seite
http://www.medizin-forum.de/phpbb/viewt ... 9&start=15
Humungus
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Humungus »

Dragontooth hat geschrieben:Es gäbe ja auch die möglichkeit mit Eintageslinsen quasi die Sicht nach der Gelungenen Op einer Monofokallinse zu simulieren ...
Nein, das gibt es so nicht, denn wer den Grauen Star hat, hat ihn, da helfen auch keine Eintageslinsen. Das Einzige, was man mit denen simulieren kann, ist, welche Zielrefraktion sich wie auswirkt, also: was ist, wenn nach der Operation die Brillenstärke 0 ist, und was, wenn man die Augen auf -3,0 einstellt. Trotzdem ist in meinen Augen so eine Simulation nur in Ausnahmefällen hilfreich, weil der Patient natürlich trotzdem durch seine eigene trübe Linse kuckt.
... "mein" Doktor arbeitet seit zehn jahren nur mit diesem einen Produkt und auch nur Mono und Bifokal... und lässt sich auf nix neues ein.
...was ich für ganz respektabel halte. Er weiß genau, was er tut und was dabei herauskommt.

Versetzen Sie sich mal in die Lage dieses Doktors und denken Sie an Ihren eigenen Beruf. Wenn Sie da "etwas Neues" probieren, kann es gut gehen oder nicht. Aber das Problem ist: dem Doktor sitzen Menschen mit Augen gegenüber, und wenn da "etwas Neues" schiefgeht, sind die mächtig enttäuscht und sauer. Was würden Sie sagen, wenn so eine OP bei Ihnen schiefgeht und der Doktot sagt "ach, ich habe mal etwas Neues probiert, hat wohl nicht gut geklappt, na ja, dann werden wir wohl nochmal ranmüssen"?

Mit einer konservativen Haltung verliert der Doktor sicherlich Patienten, die gerne "etwas Neues" haben wollen, aber er weiß sehr genau, was die anderen Patienten zu erwarten haben. Sicherlich muss man sich auch als Arzt ab und zu "etwas Neues" ansehen und prüfen, aber ich kann Ihnen sagen: der Markt an Intraokularlinsen bringt in regelmäßigen Abständen "Sensationen" heraus, die durch die Presse gepusht werden und in Foren begeistert behandelt werden. Und - komischerweise - sind diese Sensationen meist sehr schnell wieder weg. Weils dann doch nicht so supidupi klappt. Vorsicht übrigens vor Begeisterung in Foren: immer daran denken, dass da auch Mietmäuler sitzen können. Guerrilla-Marketing at its best.
Es gibt digar Linsen die man erst nach der Op richtig scharf stellen kann - weil der richtige Wert eigentlich bei einer Untersuchung an der getrübten Linse kein exactes Ergebnis geben kann.
Man muss Ihnen nachsehen, dass Sie von Biometrie keine Ahnung haben. Bei der Berechnung einer Kunstlinse ist die Trübung der eigenen Linse von Extremfällen abgesehen völlig irrelevant, weil die Berechnung eine Funktion aus Länge des Auges und Gesamtbrechkraft ist. Wie man aus leidvoller Erfahrung weiß, sind die Formeln genauso wie die Messung aber nicht 100% exakt, und so kommt es immer wieder zu kleineren und selten zu größeren Abweichungen. Zusätzlich wird auch durch die Operation die Brechkraft leicht modifiziert. Die nachträglich einstellbare Linse ist eine relativ neues Produkt, das aber auch schon seit einigen Jahren auf dem Markt ist und sich äääh schwer tut. Einmal, weil durch die moderne Biometrie echte postoperative Refraktionsprobleme selten geworden sind. Zweitens, weil die Nachkorrektur nicht ganz so exakt ist und Laserverfahren überlegen sind. Und drittens, weil die Patienten vor und kurz nach dem "Lock-in-Verfahren einige Verhaltensregeln zu beachten haben. Und ich kenne Patienten: denen kann man wichtige Dinge drei mal sagen - trotzdem vergessen sie es. Zuletzt ist diese Linse nicht ganz billig und wird wohl kein Standard werden.
Wir haben jetzt August 2017 und ich würde mich freuen wenn mir jemand über den Fortschritt der Multifokallinse Auskunft geben kann.
Ich beobachte den Markt jetzt seit über 20 Jahren, von den fast ersten MIOLs bis heute, und soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten? Ich setze sie gar nicht ein und überweise Patienten, die so eine Linse wollen, gerne weiter. Das Risiko einen unzufriedenen Patienten vor mir sitzen zu haben, ist weiterhin nicht klein, und der geringe Mehrverdienst ist es mir absolut nicht wert. Über 20 Jahre versprechen diese Linsen immer besser geworden zu sein, aber der Marktanteil vergrößert sich nicht erheblich. Warum wohl? Mein Onkel hat einen saudummen Spruch auf Lager, den man auch für Linsen anwenden kann: eines kann man nie besiegen, und das heißt Physik (er bezog das auf Autos und ABS etc.). Hat man mehrere Foci in einem brechenden Medium, muss (!!!) der Strahlengang geteilt werden, und die Lichtmenge auch. Und zusätzlich (da könnte Barnie Geröllheimer als Fachmann beitragen) wird Licht bei der Brechung auch ein wenig "zersplittert". Einfach gesagt: bei MIOLs, und das lässt sich nicht ganz verhindert, kommt es zu Störungen, die das Sehen beeinträchtigen können. Außerdem muss das Gehirn lernen mit den verschiedenen Abbildungen, die gleichzeitig auf die Netzhaut auftreffen, umzugehen.

Noch ein Exkurs, damit Sie sehen, wie komplex die Materie ist: es gab vor einigen Jahren eine sogenannte akkomodierende Linse, die also die Akkomodation der natürlichen Linse durch Bewegung im Kapselsack nachahmt. Keine Mehrfachbrechungen, keine Halos oder Glare, super. Nicht? Nix da. Es hat sich herausgestellt, dass die Fibrose des Kapselsacks die Linsenbewegung nach einiger Zeit sehr wirksam verhindert. Man hat dann versucht mittels Implantation eines Kapselspannrings und anderer Akrobatik (das ging hin bis zur Kapselpolitur mit Mitomycin, einem Zellgift) die Fibrose zu verhindern. Klappte nicht ganz, und die begeisterten Berichte in der Presse waren schnell weg. Die Linse gibts auch heute noch, sie wird aber so gut wie gar nicht mehr implantiert.
Was halten sie von der Möglichkeit der Entscheidungsfindung mit der Linse? Bekomme ich dadurch einen ausreichenden Eindruck für die Entscheidung oder sehen sie das anders?
Tue ich. Vergessen Sies.

Die Diskussion über MIOLs ist nicht endgültig geführt. Die Hersteller tun Ihr Übriges dazu, und die Ärzte auch (alter Spruch: zwei Ärzte=drei Meinungen). Regel ist und bleibt aber aktuell: man sollte sich die Patienten sehr genau aussuchen. Das wird besonders in den klagewütigen USA betont. Nur der Patient, der ums (sorry) Verrecken keine Brille nach der OP tragen will, erfüllt schon mal einen der wichtigsten Punkte, und nächtliche Autofahrer sind auch nicht gerade ideal. Mir wird der intensive Wunsch nach einer MIOL selten zugetragen, und dann von (nochmal sorry) begüterten, eitlen Damen. Denen empfehle ich...siehe oben.

Ich kann und möchte Sie hier nicht individuell beraten, habe aber einige Fragen, die Ihnen bei der Entscheidung helfen könnten: Lesen Sie gerne ohne Brille und machen Sie dies schon seit Jahren? Ist eine Fernbrille für Sie im Leben ein echtes Problem? Fahren Sie gerne Auto, auch bei Nacht? Sehen Sie sich gerne die Sterne an? Haben Sie schon eine Gleitsichtbrille getragen und sind damit gut/schlecht klargekommen? Haben Sie eine eher wechselhafte Tätigkeit oder sehen Sie lange in eine Entfernung (beispielsweise PC oder Lesen)? Sind Sie zu einem Revisionseingriff ("Nach-OP) oder einer Laserung bereit oder wollen Sie dies unbedingt vermeiden? Hassen Sie Ihre Brille? Beobachten Sie sich und Ihr Leben genau!
Augenarzt? Flatrate. Für nur 18 Euro all you can (tr)eat, ein ganzes Quartal lang! DAS ist heutige Gesundheitspolitik.
Feuerblick
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Feuerblick »

Dragontooth beschreibt, dass er/sie gerne liest, am Computer arbeitet und bei Naharbeiten die maximale "Tiefe" und Schärfe braucht, weil er/sie kleine Details bearbeitet. Auch wenn das Nachtfahren nicht erwähnt wurde: Mit einer MIOL alleine wird Dragontooth diese Wünsche nicht erfüllt bekommen...

Zwei wichtige Aussagen habe ich von einem Kongress der Refraktivchirurgen (übereinstimmende Meinung verschiedener Referenten, darunter auch Referenten aus Praxen, die bekanntermaßen nur mit Refraktivchirurgie ihr Geld verdienen) mitgenommen:
1. Wählen Sie Ihre MIOL-Patienten gut aus. Geeignet ist der ältere Mensch, der morgens bei gutem Licht seine Zeitung lesen und danach ein bisschen im Garten wurschteln oder Golf spielen möchte, der dafür auf keinen Fall eine Brille tragen möchte und der keinen Wert auf perfektes Sehen legt. Ungeeignet ist der Mensch, der auf sehr gutes Sehen Wert legt, Detailsehen in der Nähe braucht, schon Veränderungen im Bereich von 0,25 dpt bemerkt und der nachts Auto fahren möchte.
2. Erklären Sie Ihren Patienten vor MIOL-Implantation, dass die Sehschärfe etwa eine Stufe schlechter sein wird als die, die mit einer Brille erreicht werden könnte.

Mir sind bisher nur wenige Menschen begegnet, zu denen eine MIOL passen würde. Und mal ehrlich: MIOL gibt es schon einige Jahre. Wären sie perfekt, das Non-plus-Ultra, die Lösung aller Probleme, sie würden von allen operativ tätigen Augenärzten (bis auf ein paar ewig Gestrige natürlich) empfohlen und verwendet. Und der Markt für Gleitsichtbrillen würde merklich schrumpfen. Dass dies nicht der Fall ist, spricht für sich, denke ich.
Bitte stellen Sie Ihre Fragen nur, wenn Sie die Antwort auch wirklich wissen wollen und nicht Dr. Google vorziehen. ;-)
Harold
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Harold »

Mich würde eure Meinung zu EDOF (“extended-depth of focus”) IOLs sehr interessieren, da ich selber plane mir welche implementieren zu lassen.
Barnie Geröllheimer
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Harold hat geschrieben:Mich würde eure Meinung zu EDOF (“extended-depth of focus”) IOLs sehr interessieren, da ich selber plane mir welche implementieren zu lassen.
Zu Erfolgschancen bzgl. einer OP kann ich als Optiker nichts sagen, aber für mich ist der physikalisch-technische Hintergrund einer solchen Linse sehr dubios.

In der Beschreibung einer dieser Linsen wird behauptet, man erreiche diese "Extension" durch Lichtbeugung!
Das halte ich für ein Gerücht! Lichtbeugung tritt auf an Objekten in der Größenordnung von Wellenlängen und nicht an vergleichsweise riesigen Kanten einer Fresnellinse.
Für mich ist eine solche IOL nichts weiter als eine Fresnellinse mit von außen nach innen kontinuierlich abnehmender Brennweite. Dadurch ergibt sich kein sauberer Brennpunkt, sondern ein "Brennbereich", der aber m.E. keinen Ansprüchen an präzisem Sehen und Auflösungsvermögen standhalten kann. Man macht sich im Prinzip den Abbildungsfehler (!) der sphärischen Abberation zunutze, um einen gewissen Nahzusatz, ähnlich sog. Antifatigue-Brillengläser, zu erreichen und vollmundig bewerben zu können.

Ich persönlich würde mich noch deshalb sehr abgeschreckt fühlen, weil ihm erklärenden Faltblatt diese sphärische Abberation völlig falsch erklärt ist. Und wer schon bei solchen Dingen schludert, die jeder Optikergeselle in seiner Lehrzeit vermittelt bekommen hat, dem vertraue ich mein Auge dann nicht mehr an.
Ich glaube, manchmal gibt es im Leben nicht genug Steine
Forrest Gump
Barnie Geröllheimer
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Ich habe mich nun rückversichert und meine Vorbehalte sind berechtigt.
Es war schwierig, fachkundige Infos zu bekommen, selbst bei Firmen, die solche IOLs anbieten.

Diese IOL wird mit konzentrischen Ringen gefertigt, die an einer Kante mit 2µm großen Abstufungen Beugung erzeugen soll. Dabei sollen die Ringe wie ein Beugungsgitter wirken.

Wenn man nun bedenkt, dass Beugung an "Hindernissen" entsteht, deren Größe sich im Wellenlängenbereich des sichtbaren Lichtes oder kleiner bewegt und die zur Beobachtung kohärentes Licht benötigen, wird deutlich, dass an einem "Beugungsgitter", dessen Gitterstäbe die 4,5fache Wellenlänge gelbgrünen Lichtes auseinanderliegen, keine vernünftige Abbildung mittels Beugung entstehen kann. Welche Farbeffekte solche konzentrischen Ringe mit sich bringen, lässt sich übrigens schön an einer CD- oder DVD-Scheibe beobachten, die in allen Regenbogenfarben schillert.

Bei einem echten Beugungsgitter werden die Bilder umso schärfer, je enger das Gitter ist.

Dem Fragesteller sollte auch klar sein, dass solche Linsen nur wenig Nahzusatz bieten können, d.h., dass sich diese "Extension" allenfalls für Entfernungen so um die 80cm eignen und für kürzere Entfernungen zusätzlich eine Brille erforderlich sein wird.

Einschlägige Literatur berichtet von folgenden Nachteilen:

- verminderter Netzhautkontrast
- geringe Additionen möglich
- Visusreduktion für die Ferne [Anm.: "70%" gelten als guter Wert!!]
- Streulichter bei Dunkelheit.
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Aenne
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Aenne »

Meine Multifokallinsen sind ja schon etwas älter und ich weiß nicht, ob sich in der Entwicklung etwas getan hat. Ich glaube allerdings, eher nicht viel.

Meine Probleme haben sich in Laufe der Jahre nicht gebessert. Für den Nahbereich brauche ich auf jeden Fall eine Brille, auch da hat sich jetzt auch etwas verändert. Denn ich sehe auch mit der Brille nicht mehr so gut. Für Menschen, die feine Arbeiten erledigen müssen, ist das mit Sicherheit ein Problem. Für mich auch.

Wenn man sich die Linsen - so wie ich - nur aus optischen Gründen bzw. wegen des Sports - austauschen lässt, würde ich nach meinen Erfahrungen nicht unbedingt dazu raten.

Liebe Grüße
Aenne
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Dragontooth
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Dragontooth »

Herzlichen Dank Euch allen!

Es ist toll von verschiedenen Fachleuten und Nutzern Erfahrungsberichte bekommen zu haben, auch wenn das Resultat ernüchternd ist - oder gerade deshalb ...
Da ich ein sehr visueller Mensch bin, gerne gut sehe und das in allen Sehtiefen ... und auch keine verschwommenen Randbereiche mag, oder mir von blendenden Halos um Lichtquellen herum werde ich mich wohl nun für eine Monofokale Linse durch eine Brille unterstützt entscheiden. Ich hatte gehofft von einem Fortschritt zu lesen der die Multifokallinsen dieser Mängel enthebt.
Ich möchte auch nicht mit "weniger Licht" auskommen müssen weil die Linse mir den Lichteinfall bricht und mindert.
Irgendwie erinnern mich alle Nachteile an die Symptome die ich durch den grauen Star erfahren muss, das blenden, die Halos, die Unschärfe, das fast nix sehen in difusem Licht, das obwohl strahlendem Sonnenschein verhagene Bild. All das macht meine Augen müde und das Seherlebnis zu einer Anstrengung. Dem allem möchte ich entkommen - darum würd ich dann doch auf die Monofokallinse setzen.
Danke für Eure Hilfe zu dieser Entscheidungfindung!

Zur Monofokallinse möchte ich gerne noch fragen ob alle asphärische Monofokallinsen sind oder ob ich das bei meinem Augenarzt verlangen muss ?
Wahrscheinlich nehme ich eine MFL die mir die sicht in die Welt ermöglicht und eine Brille für den Nahbereich ... oder würdet Ihr mir aufgrund meiner Tätigkeiten zur umgekehrten Lösung raten?

Was haltet ihr von einer sogenannten Officebrille?
Oder ist auch hier die puristische Lösung die Beste: eine Brille zum Lesen und für Feinarbeiten aus kurzer Distanz und eine für den Intermediärbereich Computer?

Ich bin sehr froh gibt es dieses Forum und engagierte Fachkräftre und offene Menschen die einem konkrete Antworten geben und nicht mit es könnte sein antworten. Wenn ich zum exact arbeiten sowieso eine Brille tragen muss, weil die sicht zwar mehrere Distanzen abdeckt aber alle doch nicht soooo ganz scharf gestell werden können, dann verzichte ich gerne auf die mitgelieferten Nachteile der Multifokallinse. Danke dafür!

Es tut mir Leid um jeden der von dem Wunder Multifokallinse enttäuscht wurde und möchte mich bei Euch ganz besonders herzlich bedanken für Eure Offenheit. Ich wünsche Euch Kraft und möglichst gute Lichtverhältnisse.

Euer Drachenzahn
Dragontooth
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Dragontooth »

Noch eine Frage : Die Zielrefraktion hat mein Augenarzt gar nicht angesprochen, ist dieser Wert bei meiner Sehrestleistung überhaupt nicht von Gewicht... bzw könnte ich mit einer Monofokallinse die meine Kurzsicht 2.5 und 3 Dioptrin behebt von einer Korrektur die nicht auf 0,0 eingestellt wird profitiren?
Humungus
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Re: Multifokallinsen

Beitrag von Humungus »

Dragontooth hat geschrieben:...ob alle asphärische Monofokallinsen sind oder ob ich das bei meinem Augenarzt verlangen muss ?
Nein. Die Standard-Kassen-IOL ist eine sphärische Linse. Sie ist deshalb in der optischen Abbildung einen Tick schlechter als eine asphärische Linse, dafür ist sie robust gegen Dezentrierung. Also eine gute Wahl bei schwierigen OP-Verhältnissen und lockerer Zonula (Linsenaufhängung). Für die asphärische Linse kann der Augenarzt einen Aufpreis verlangen, da sollte man nachfragen.
Was haltet ihr von einer sogenannten Officebrille?
Gut, wenn man stundenlang am Schreibtich sitzt, weil sie "bequemer" als eine normale Gleitsichtbrille ist. Unnötig, wenn man immer nur 5 Minuten am PC arbeitet und dann wieder herumläuft. So etwas sollten Sie mit dem Optiker besprechen, der ist da Fachmann und kann Ihnen die Details erklären.Übrigens ist Brillenkauf nichts für das Internet, jedenfalls meine Meinung, insbesondere nicht für komplexe Brillen oder hochwertige Wünsche.
Oder ist auch hier die puristische Lösung die Beste: eine Brille zum Lesen und für Feinarbeiten aus kurzer Distanz und eine für den Intermediärbereich Computer?
Hat auch Vorteile, weil man dann ein unverzerrtes Sehen mit relativ großem Gesichtsfeld für die Wunschentfernung genießen kann, abseits dieses Entfernung wirds schwieriger, man macht dann eventuell den Brillenjockey. Ich hatte es oben schon gesagt: Beobachte Sie Ihr Leben und Tun sehr genau.

So, und jetzt zur Zielrefraktion: am besten ist, das bisherige Leben nicht zu ändern oder bei extremen Refraktionen zu verbessern.

Also:- der Mensch mit -10 oder auch -5 wird normalerweise auf -3 eingestellt, wenn er bisher ohne Brille gelesen/gearbeitet hat. War das nicht so, sollte man Ziel 0 erwägen.
- der Mensch mit 0, der früher immer ohne Brille in die Ferne sah und mit Brille las, sollte das tunlichst nicht ändern
- der mit +-Werten, gleich welcher Stärke (also +2 oder so), wird auf 0 eingestellt. Seine Brille wird dünner, und er sieht ohne Brille mehr als vorher.

Klar gibts davon Ausnahmen, aber sie sind selten. Einer meiner Verwandten, vorher -6, ließ sich auf -1,5 einstellen, weil er gerne vor dem Rechner hockt. Jedem anderen hätte ich -2,5 oder -3 empfohlen.

Ja, was macht man mit den präoperativen -1,5ern? Da habe ich Verschiedenes erlebt. PC-Monster bleiben so eingestellt, anderen biete ich 0 an, manchen auch -2,0 bis -2,5, aber das schon mit Bauchgrimmen.
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