Bezugspflege als Vorraussetzung für die Basale?

Konzept der Anregung und Förderung individueller Lernprozesse bei Patienten mit Störungen der Wahrnehmung, Bewegung und/oder Kommunikation

Moderator: DMF-Team

Moerphy
Topicstarter
Interessierter
Beiträge: 6
Registriert: 26.08.07, 18:33

Bezugspflege als Vorraussetzung für die Basale?

Beitrag von Moerphy »

Hallo an alle Basalisten,

ich habe mal eine Frage.
Ich denke ich liege nicht ganz so daneben, wenn ich sage, dass für das Arbeiten mit Menschen im Sinne der Basalen Stimulation eine Bezugspflege nicht verkehrt ist. Und wenn es zu mindestens nur eine kleine Gruppe ist die als Bezugspersonen gelten.
Die Vorteile einer Bezugspflege für den Patienten oder zu Betreuenden liegen ja eigentlich klar auf der Hand. Gibt es eigentlich auch Nachteile?

Nun frage ich mich, wie macht ihr dass in eurem Bereich?
Habt ihr Bereichs- oder Zimmerpflege oder macht ihr eine ausführliche Übergabe, wenn abzusehen ist, dass ihr die nächsten Tage in einem anderen Zimmer eingeteilt seid.
Selbst wenn, dann ist ja auch nicht für jeden Pflegenden die logische Schlussfolgerung basale Pflege weiter zu betreiben. War es das dann mit dem Basalen bei den Patienten.
Bei uns sieht es fast so aus. Es ist schon schwer die Pflegenden die in den drei Schichten arbeiten auf die Basale einzustimmen.
Und mein Motto ist immer, wenn ein Patient 30 Tage auf der Intensivstation zugebracht hat, dann hat jeder der Pflegenden zu mindest einmal an oder auch mit ihm gearbeitet. Von kennen lernen kann da ja keine Rede sein.
Also, wie macht Ihr das? Seid ihr euch einig im Team?
Oder seht ihr Bezugspflege nicht als Vorraussetzung für die Basale Stimulation?
Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten und habe noch mehr Fragen. :-)
Peter Estner
DMF-Moderator
Beiträge: 219
Registriert: 09.10.04, 15:45
Wohnort: 82418 Murnau

Beitrag von Peter Estner »

Hallo Moerphy,
vielen Dank für die Anfrage zur Bezugspflege und Basale Stimulation.
Die Vorteile einer Bezugspflege für den Patienten oder zu Betreuenden liegen ja eigentlich klar auf der Hand. Gibt es eigentlich auch Nachteile?
Die Nachteile können sein, dass ein Patient mit der Pflegenden nicht zurecht kommt, dass ein Abhängigkeitsverhältnis entsteht. Nähe und Distanz sind hier das Thema. Für die Pflegenden besteht das Problem, wenn im Team kleinere Teams, also Bereiche gebildet werden, dass es mit dem Diensttausch schwieriger wird und das es Probleme geben kann, wenn Ausfälle zu beklagen sind. - Das alles ist sehr schwer zu organisieren und auf unserer Station vor vielen Jahren gescheitert. Wir sind ca. 70 Leute auf einer 22 Betten-Intensivstation und da wollten wir eine Bereichsplfege einführen, um auch Bezugspflege duchzuführen. Wir haben uns dann auf den Begriff bezugsorientierte Pflege geeinigt und versuchen so bei den gleichen Patienten zu bleiben.
Deshalb kommt es nicht grundsätzlich vor, dass Patienten immer nur von verschiedenen Pflegepersonen betreut werden. Dennoch lernen sie schon viele Pflegende kennen und da finde ich, ist ein gutes Dokumentationsystem notwendig.
Oder seht ihr Bezugspflege nicht als Vorraussetzung für die Basale Stimulation?
als Voraussetzung würde ich Bezugspflege nicht sehen, Voraussetzung ist eher die Bereitschaft des Teams sich auf basale Pflege einlassen zu können. Es wäre schön, wenn es auf der Station Praxisbegleiter für Basale Stimulation gibt, die bei der Umsetzung Vorort sein können, bei dem/der die Kolleginnen und Kollegen nachgefragen können. Eine Arbeitsgruppe, die sich mit den Themen beschäftigt und so ein wenig der Motor auf der Station sind. Regelmäßige Fortbildungen und die Möglichkeit für alle Mitarbeiter ein Basisseminar zu besuchen, das könnte für die Umsetzung hilfreich sein.

Wenn eine Wertschätzung für die basale Pflege auf der Station vorhanden ist, dann gibt es auch Möglichkeiten für die Anwendung von den die Patienten profitieren, es kommt auf jeden Einzelnen drauf an.
Viele Grüße
Peter Estner
Moerphy
Topicstarter
Interessierter
Beiträge: 6
Registriert: 26.08.07, 18:33

Beitrag von Moerphy »

Hallo Peter,

ich möchte Dir für Deine Antwort danken und ich finde deine Gedankengänge sehr logisch und sehr hilfreich.
Ich glaube auch, das Nähe und Distanz eine sehr wesentliche Rolle in einer Bezugspflege spielen können.
Ich ging immer davon aus, dass man in gewisser Weise eine Art Beziehung mit den zu betreuenden Patienten eingeht.
Als Pflegender oder Betreuender sucht man nach Informationen über die Person. Man forscht sozusagen ein wenig in seiner Persönlichkeit. Man lernt die Person kennen, um die Reaktionen von ihm/ihr besser verstehen, oder auch welche entlocken zu können.
Da die Person aber auch mir vertrauen soll oder sogar muß (da sie in einer gewissen Abhängigkeit zu mir steht), gebe ich auch etwas von mir Preis.
Hinzu kommt die körperliche Nähe, die durch die Tätigkeiten in unserem Beruf nun mal gegeben ist.
Um es mal so auszudrücken: Ich kenne den Körper mancher von mir betreuten Personen besser als den meiner eigenen Oma. Natürlich in erster Linie professionell und berufsbedingt. Das kann aber dennoch einen Eingriff in einen sehr intimen Bereich der Patienten bedeuten.
Man stelle sich vor, jeden Tag kommt jemand anderes und „wurschtelt“ da rum. Abgesehen davon, dass der Ablauf mancher Pflegetätigkeiten immer wieder anders sein wird.
Ich glaube, wenn man unter den Vorraussetzungen der Bezugspflege arbeitet, kann das sehr effektiv für die Patienten sein.
Aber Peter, wie du schon gesagt hast, es kann auch ernstzunehmende Probleme mit sich bringen.
Ich habe meine Kollegen/innen mal gefragt, was sie von Zimmerpflege auf einer Intensivstation halten.
Die meisten von Ihnen lehnten dies sofort ab. Die Vorstellung ist für sie zu belastend, wenn sie zu lange einen Patienten zum Beispiel mit herausfordernden Verhalten betreuen müssten.
Oder einen Patienten vor dem sie sich ekeln, weil er eine schlimme Wunde hat oder vermehrt Körpersekrete absetzt. Es gibt sicher viele Gründe, warum man sich von einem Patienten distanzieren möchte.
Dennoch überwiegen aus meiner Sicht her die Vorteile einer Bezugspflege für den Patienten.
Wie kann man einige der Nachteile minimieren?
Zum Beispiel vielleicht durch Supervisionen? In dem Pflegende über ihre Probleme bei der Pflege sprechen können. Ich habe es schon häufiger erlebt, dass eine Gruppe eher einen Lösungsansatz für ein Problem findet als ein Einzelner.
Theoretisch gehört für mich eine Supervision als dauerhafter Bestandteil auf einer Intensivstation.
Ich sehe eine Supervision für Mitarbeiter auch als gutes Zeichen von einer Hausleitung oder von Vorgesetzten, die daran interessiert sind ihre Angestellten oder Kollegen in ihrer qualitativ hochwertigen und anspruchsvollen Arbeit zu unterstützen.
Leider existieren diese Gedanken nur in meinem Kopf, denn ich habe noch nie an einer Supervision teilnehmen dürfen.
Hast du Peter, oder hat sonst jemand von Euch aus dem Forum Erfahrung mit Supervisionen
Die Supervision könnte aber auch so etwas wie eine Fallbesprechung sein.
Wenn ein Zimmerteam einen seiner zu betreuenden Patienten vor den Kollegen vorstellt und um eine Diskussion und Rat bittet. Das ist aber praktisch auch Neuland für mich.
Habt Ihr schon mal eine Fallbesprechung versucht? Hat Jemand Erfahrung damit?
Noch mehr Fragen. :)
Ich bin immer sehr auf Eure Antworten gespannt.
Peter Estner
DMF-Moderator
Beiträge: 219
Registriert: 09.10.04, 15:45
Wohnort: 82418 Murnau

Beitrag von Peter Estner »

Hallo Moerphy,
einen schönen Artikel hast Du geschrieben, da stecken viele Überlegungen drin, die wir ein wenig auseinander halten müssen. Die Nachteile der Bezugspflege war ja so ein wenig die zentrale Frage des ersten Beitrags und da wollte ich eben zu Bedenken geben, was ich jetzt auch noch bei Wiki nachgelesen habe: Für die Pflegekräfte kann die zum Teil sehr intensive Auseinandersetzung mit Bewohnern oder Patienten, insbesondere in Bereichen mit hoher psychischer Belastung wie beispielsweise im Umgang mit psychisch oder dementiell Erkrankten, zu Überforderung oder dem sogenannten Burn-out-Syndrom führen.
Hier muss einfach die Möglichkeit bestehen, Kolleginnen/Kollegen herausnehmen zu können. Bei uns auf der Intensivstation kann dies leichter geschehen, da wir ja ein großes Team sind, auf kleineren Stationen stelle ich mir das wirklich problematisch vor. Ich könnte mir vorstellen, dass es da heißt: "Stell dich nicht so an." oder "Ja wenn`s schwierig wird, da geht sie/ er dem aus dem Weg." usw. Hier ist wirklich eine große Toleranz im Team gefragt. Anders gesagt, wer traut es sich auch auszudrücken, dass er wo nicht hingehen möchte. Kommt es häufiger vor, ist jemand tatsächlich überlastet??? Viele Fragen, die im Alltag nur zu leicht untergehen oder nicht ernst genug genommen werden.
Aus Sicht des Patienten sehe ich schon auch die Vorteile. Guten Morgen, ich bin der Pfleger Peter, ich war gestern schon bei Ihnen, berühre den Patienten wieder zugleich an der rechten Schulter und erzähle ihm die Details zum neuen Tage und was ich vor habe heute mit ihm zu tun. ... usw. Ein Wiedererkennungswert der Stimme, des Geruchs, visuell vielleicht und vor allem der Berührung. Die Qualität, die Dauer, die ungeteilte Aufmerksamkeit, die sich in unserem Handeln ausdrückt (Fröhlich, 2001) usw.
Ein basaler Beziehungsaufbau, der erkannt wird und an Erfahrung anknüpft. Klar, sind das Vorteile.
P. Nydahl /G. Bartoszek schreiben in ihrem Buch: "Unser Ziel ist hierbei eine angemessene Beziehung, die vom Patienten gleichberechtigt mitgestaltet wird. Berücksichtigen Sie den Erfahrungshintergrund und die Möglichkeiten des Patienten."

Das Zweite ist natürlich, was bedeutet für uns genau Bezugspflege? Ganzheitliche Pflege? (Wortsperre: Name) Nurse? Wir können auch diese Aspekte nicht auslassen, sind unsere Kolleginnen und Kollegen darin geschult, ist es klar, welche Verantwortung wir zu übernehmen haben? Gibt es für uns genug selbständiges Handeln in dem Konzept Bezugspflege?
Keines Falls möchte ich gegen dieses Konzept sprechen, sondern sehr dafür, doch habe ich so meine Bedenken und möchte es wenn, dann auch wirklich vollständig durchführen können. Auch ich würde gerne die Probleme minimieren, aber es tun sich eher mehr auf, je länger ich mir darüber Gedanken mache.

Supervision - Balint-Gruppe - Fallbesprechung. Das finde ich auch einen guten Ansatz, sich einfach auszutauschen. Supervision ist so mehr seine eigenen Erfahrungen und seine persönlichen Probleme zu behandeln in der Gruppe, dies stelle ich mir auch hilfreich vor. Ein guten Supervisor braucht es da, dann können die Pflegenden gut beraten werden und sehen die Probleme schon mal etwas leichter und es tun sich auch neue Handlungsfähigkeiten auf. Balint-Gruppe, aus eher so dem psychiatrischen Bereich, daher kenne ich es, unter fachmännischer psychologischer Leitung, um einige Phänomene der Übertragung, Gegenübertragung, Regression, Agieren, Verschieben usw. herauszuarbeiten und in die Schuhe des Patienten steigen zu können. Auch aus dem basalen Gesichtspunkt, was braucht der Patient, was brauche ich, Evaluation heraus eine sehr gute Möglichkeit.

Zum Schluss, die dritte Variante, die Fallbesprechung im Frühreha-Konzept. Hier kommen die verschiedenen Berufsgruppen zusammen, 1 x die Woche und legen Ziele und Behandlung fest. Dabei können Probleme und Ressourcen gut besprochen und herausgearbeitet werden, eine hervorragende Möglichkeit, kommunikativ, das mir selbst aber vor allem für den Patienten hilfreich ist.
Du hast nach unseren / den Leserinnen und Leser und meinen / Erfahrungen gefragt? Bei uns ist es wieder mal ein bisschen eingeschlafen, hoffe aber dass es wieder in Mode kommt, salopp ausgedrückt, wir waren auf unserer Station schon mal sehr gut darin. Wir, der Arzt, die Schwester vom Frühdienst (keine Bezugspflege), Physio, Ergo, Logo und Praxisbegleiterin Bobath oder Basale Stimulation in der Pflege. Wir haben festgelegte Patienten, die im Frühreha-Programm waren, kurz vorgestellt, dann hat jeder aus seiner Sicht die Entwicklung des Patienten beschrieben und gemeinsam konnten wir Ziele festlegen und haben diese dokumentiert und haben die weiteren Behandlungsschritte festgehalten, diese dann die folgende Woche versucht umzusetzen. Wir konnten Frühreha mit DRG`s belegen und somit war das finanziell wichtig. "Leider" können wir diese DRG`s nicht mehr abrechnen und damit sind unsere Treffen auch nicht mehr zustande gekommen. Wir treffen uns ein Mal im Monat, in einer Arbeitsgruppe, hier haben wir manchmal Gelegenheit auch Patienten zu besprechen. Eher besprechen wir aber organisatorische Sachen oder inhaltliche, allgemeine Dinge. So ist das, die Zeit und das Geld :wink: in diesem Sinne, bis bald
viele Grüße
Peter
Moerphy
Topicstarter
Interessierter
Beiträge: 6
Registriert: 26.08.07, 18:33

Beitrag von Moerphy »

Hallo Peter,
ich finde das sehr gut, dass ihr schon soviel erreicht habt. Ihr solltet versuche daran festzuhalten. Gerade dann, wenn ihr auch das Gefühl habt, es bringt auch den Patienten etwas.


Eine Möglichkeit sich das Interesse an einem Patienten zu verderben, besteht glaube ich sehr häufig darin, das man straf seinen Pflegestiel gegenüber dem Patienten durchdrücken möchte. Einigen Pflegenden fehlt das Vermögen sich in die Situation des Patienten hineinversetzen zu können und dann auch dem entsprechend zu Handeln.
Ich möchte mal ein kleines Beispiel nennen um mich verständlicher auszudrücken. Ein Beispiel welches ich oft beobachte.
Eine Kollegin bittet mich ihr behilflich zu sein um einen ihrer Patienten aus dem Bett in einen Stuhl zu setzen. Sie rollt mit dem Stuhl vorneweg, ich folge ihr in das Zimmer und sie beginnt ein Gespräch mit dem Patient. „Ich möchte sie jetzt mal in den Stuhl setzen, dann können sie auch noch ein wenig Fernsehen und später bringe ich ihnen dann noch das Abendbrot. Heute gibt es sehr leckeren Birnenkompott“ Der Patient ist wach, orientiert und kann sogar problemlos verbal Antworten. Er schaut die Schwester einen Moment lang an, bevor er eine Reaktion von sich gibt. Dann nickt er mit dem Kopf ohne auch nur seine Mine zu verziehen.

Die Situation aus der Sicht der Schwester: Die Schwester ist stolz und zufrieden, weil sie hat das Gefühl, sie tut etwas für ihren Patienten. Sie Mobilisiert ihn und ermöglicht es ihm durch das Fernsehen sich abzulenken und ein Stück über die Außenwelt zu erfahren. Zum Essen in einem Stuhl zu sitzen, ist auch wesentlich angenehmer als im Bett zu essen. So sind vielleicht ihre Gedanken.

Die Situation aus der Sicht des Patienten: Vielleicht hätte sie mich darauf vorbereiten können und jetzt nicht plötzlich mit dem Stuhl da stehen und außerdem geht es mir gerade nicht so gut. Ich bin noch sehr müde, denn ich habe die Nacht wenig geschlafen und mit der Physiotherapie musste ich vorhin auch schon ein paar Schritte gehen, dabei hat sie nicht bemerkt, dass mir immer noch das linke Bein weh tat.

Stimmt der Patient jetzt zu, dann ist es wahrscheinlich eher gegen seinen Willen. Er tut es weil die Schwester es jetzt sagt. Nun kommt es ganz auf das Gemüt des Patienten an. Geschehen mit ihm mehrere solcher Vorfälle, wo er nicht direkt mit in seine Pflege einbezogen wird, wo er selbst nicht genug Autonomie ausleben kann, dann wird er entweder Aggressiv oder er zieht sich in sich zurück. Das wäre dann ganz schlecht für das Gefühl der Schwester und die Beziehung zu dem Patienten
Die andere Möglichkeit, er lehnt den Stuhl ab und setzt seine Autonomie durch. Dann ist die Schwester ebenfalls schlecht auf den Patienten zu sprechen. Denn er macht nicht mit, läst sich gehen und nimmt ihre Angebote nicht an.
So oder so, ein echt anstrengender Patient. Bezugspflege, nein danke.
Was schief gelaufen ist, dass wisst ihr ja.

Ja ich glaube du hast Recht Peter. Bildung, Offenheit und eine große Portion Toleranz seinen Kollegen gegenüber sind notwendig. Die Atmosphäre muss stimmen und die Vorgesetzten müssen mitspielen. Wo findet man so etwas?

Ich habe vor kurzem mal angefangen zu lesen.  Ich meine das Buch „Aber ich muss ja meine Arbeit schaffen“ von Doris Arnold.
Ich versuche zu verstehen, warum sich Pflegende verhalten, so wie sie sich verhalten. Das Buch scheint mir ein guter Ansatz zu sein. An einer Stelle war ich sehr beeindruckt.

„FlugbegleiterInnen lernen, gezielt an ihren Gefühlen zu arbeiten: Sie lernen, ihr Lächeln zu unterdrücken, wenn es peinlich für einen Fluggast wäre, und sie lernen ihre Angst nicht hochkommen zu lassen, wenn eine gefährliche Situation auftritt. Ähnlich wie es in der Pflege PatientInnen gibt, die als schwierig erlebt werden, werden von den Stewardessen „schwierige KlienInnen“ beschrieben, die z.B. sehr ausgefallene Wünsche haben und arrogant erscheinen oder offen aggressiv sind. Von FlugbegleiterInnen wird erwartet, dass sie ihre eigenen Aggressionen unterdrücken und es ist ihnen schlichtweg verboten, auf aggressive Fluggäste negativ zu reagieren.“

Wahnsinn! Erst dachte ich, dass muß ich doch gleich mal bei meinem nächsten Flug austesten, aber das war nur so ein Gedanke.
Nun ja. Flüge haben häufig eine kalkulierte begrenzte Dauer.
Der Aufenthalt von Patienten auf einer Intensivstation ist oft eher unbestimmt lang und mit Sicherheit länger als ein Flug. Dennoch finde ich es beeindruckend, dass Menschen, die einer Berufsgruppe angehören zu mindest die Zeichen, Signale, Reaktionen und Handlungen ihrer Gefühle zu unterdrücken trainieren. Zu mindest scheint es ja möglich zu sein.
Was bedeutet das? Bedeutet das, dass sie ihre Persönlichkeit verstellen?
Ist unser Auftreten und unser Verhalten trainierbar? Kann ich mich selbst darin trainieren?
Verkehrt ist es Jedenfalls nicht sich selbst in manchen Situationen zu beobachten.
Nur dann kann ich auch auf mich selbst reagieren und es muß nicht dazu kommen, dass ich einen Patienten zum Beispiel grob anfasse oder sogar schlage. Denn dann heißt es wieder: Zimmerpflege? Nein Danke.
Antworten Thema auf Facebook veröffentlichen Thema auf Facebook veröffentlichen