ist meine medikamentöse therapie ausgereizt?

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cerebellum
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ist meine medikamentöse therapie ausgereizt?

Beitrag von cerebellum »

hallo dr. gahbler,

der m. bechterew und die ms(edss5) machen mir beides schmerzen.
die schmerzen sind zwar unterschliedlich, machen mir das leben aber schwer.

der bechterew ist mit gelenkbeteidigung, und kann wegen der ms nur
mit schmerzmitteln und kortison behandelt werden.

bevor die ms kam, haben mir tnfa blocker gut geholfen.

aktuell nehme ich fentanyl 75 mikrogr, ein cox2 hemmer mit 120 gr,
und lyr.75mg.

bevor ich mit meiner frage zum doc gehe, wollte ich um ihre meinung
bitten.

habe ich noch luft nach oben, oder bin ich schmerz technisch
ausgereizt?
oder käme ein entzug in frage, damit die opiate wieder besser helfen?

vielen dank!
cerebellum
Winfried Gahbler
DMF-Moderator
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Registriert: 15.09.04, 16:24

Re: ist meine medikamentöse therapie ausgereizt?

Beitrag von Winfried Gahbler »

Hallo cerebellum,

was bedeutet "ausgereizt"?
Eine vom Hersteller angegebene Tageshöchstdosis gibt es für starke Opioide wie z.B. Fentanyl-Pflaster nicht. Dosierungen bis 200 oder gar 300 µg/h - wenn damit eine spürbare Schmerzminderung erreicht wird!! - sind vertretbar. Wenn keine spürbare Schmerzminderung erreichbar ist, würde ich das Fentany-Pflaster nicht so hoch dosieren oder ein anderes Opioid wählen. Es gibt auch einen "nicht-opioid-sensiblen" Schmerz. Wenn dies der Fall ist sind alle Opioide nicht sinnvoll = nicht indiziert. Aber das ist aus meiner Erfahrung selten zu sehen.

Cox-2-Hemmer gibt es zwei in Deutschland zugelassene Präparate.
1. Celecoxib: hier ist die Tageshöchstdosis 200 mg. Es gibt aber nur Tbl. zu 100 mg und zu 200 mg. Daher werden Sie wahrscheinlich kein Celecoxib nehmen.
2. Etoricoxib: hier ist die Tageshöchstdosis 60 mg; nur bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen - dazu zählt auch der M. Bechterew sind es 90 mg pro Tag. Die Dosis von 120 mg ist nur bei einem akuten Gichtanfall für maximal 7 Tage zugelassen. Eine Dauertherapie mit 120 mg ist daher auch bei M. Bechterew erheblich zu hoch.

Pregabalin ist ein Na-Kanal-Blocker. In der Schmerztherapie ist er bei neuropathischen Schmerzen indiziert und sinnvoll, Ob bei Ihnen im Rahmen des M. Bechterew auch eine neuropathische Schmerz-Komponente vorliegt (sog. mixed-pain), weiß ich nicht. Hier kann man die Dosis durchaus auf 2 x 150 mg steigern, wenn damit eine spürbare Schmerzminderung erreicht wird!! Wenn keine spürbare Schmerzminderung erreichbar ist oder keine neuropathische Schmerzkomponenete erkennbar ist, würde ich Pregabalin eher nicht einsetzen. Für eine entzündlich-rheumatischen Schmerz ist der Wirkstoff aus meiner Sicht eher nicht geeignet.

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesen Erläuterungen ein wenig helfen konnte.
Gute Besserung und alles Gute wünsche ich Ihnen
MfG W.Gahbler
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Hinweis unter Bezug auf §7(3) der Berufsordnung für Ärzte:
1. Der voranstehende Beitrag ist eine allgemeine Stellungnahme, die, ausgehend von Ihrer Anfrage mit größtmöglicher Sorgfalt verfasst wurde.
2. Bitte wenden Sie Sich unabhängig davon persönlich zur Beratung, Untersuchung und Behandlung an eine Ärztin oder einen Arzt Ihres Vertrauens!
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aus der Gemeinschaftspraxis
Dr.W.Gahbler/F.Becker/Dr.K.Sieben/R.Simon
http://www.schmerzkreis.net
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