Chronische Erschöpfung bei Schmerzsyndrom

[bedsitter]

Hallo Dr. Gahbler!

Ich leide seit Jahren an einem chronischen Schmerzsyndrom und neuropathischen Schmerzen.
Fühle mich deshalb auch immer sehr erschöpft. Die Erschöpfung kann soweit gehen, dass ich das Gefühl habe bald umzukippen und wakelig auf den Beinen werde.
Jetzt hat mir mein Schmerztherapeut "Depressive Erschöpfungszustände" (F.48.0G) diagnostiziert.
Mit dieser Diagnose habe ich so meine Probleme, weil ich mich nicht direkt als depressiv einordnen würde.
Ich kann auch gut gelaunt sein und Lust haben am Leben teilzunehmen, nur meine Schmerzen und meine Erschöpfung erlauben es mir nicht.
Natürlich mindern sehr starken Schmerzen den Antrieb, aber muss man dabei immer direkt von Depression sprechen?
Gibt es da nicht noch irgendeine Diagnose die Erschöpfung ohne Depressionen vorsieht?

Danke im Voraus!

LG

[Winfried Gahbler]

Hallo bedsitter,

Da möchte ich zunächst einmal Fragen, wo wurde diese Diagnose niedergeschrieben? Auf einer Rechnung, auf einem Abrechnugsschein mit der Kassenärztlichen Vereinigung, auf einer Überweisung?
Wir müssen verschlüsselte Diagnosen auf den Rechnungen, Abrechnungsscheinen, Überweisungen angeben. da bedeutet, wir haben aber auch nur die Auswahl zwischen den im ICD-Katalog hinterlegten Diagnosen. Ob die die Wirklichkeit = die Erkrankung des Patienten korrekt beschreiben, ist eine andere Frage.
Fragen Sie den Kollegen, wie er Ihre Erkrankung sieht beurteilt. Sagen Sie ihm, was Sie an der Diagnose "Depression" stört. Wenn sie dem Krankheitsbild entspricht, sollte man es auch so benennen. Es gibt sicher auch "weniger nette" Diagnosen - aber wenn sie zutreffen, muss man sich mit ihnen auseinander setzen. Schön reden hilft da nicht.
Gute Besserung und alles Gute wünsche ich Ihnen
MfG W.Gahbler
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Hinweis unter Bezug auf §7(3) der Berufsordnung für Ärzte:
1. Der voranstehende Beitrag ist eine allgemeine Stellungnahme, die, ausgehend von Ihrer Anfrage mit größtmöglicher Sorgfalt verfasst wurde.
2. Bitte wenden Sie Sich unabhängig davon persönlich zur Beratung, Untersuchung und Behandlung an eine Ärztin oder einen Arzt Ihres Vertrauens!
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aus der Gemeinschaftspraxis
Dr.W.Gahbler/F.Becker/Dr.K.Sieben/R.Simon
http://www.schmerzkreis.net

[bedsitter]

Überweisung ja, und Atteste.
Ich habe schon mit ihm darüber gesprochen, er sagt bei einer Schmerzstörung läge immer eine Minderung des Antriebs vor und eine veränderte Stimmung. Das ist sicherlich richtig, nur kann man bei sehr starken chronischen Schmerzen mit Erschöpfung auch nicht wirklich was daran ändern. Ich habe eigentlich trotzdem Lust am Leben teil zu nehmen oder etwas zu tun, nur mir ist es dann einfach nicht möglich.
Depressiv sein suggeriert mir, ich bräuchte nur an meiner Stimmung zu arbeiten, dann geht es schon wieder. Ich bin eigentlich trotz Schmerzen immer noch recht aktiv und versuche mich wo es geht zu motivieren, aber ich bin auch kein Supermann.
Ich persönlich fände eine Diagnosebezeichnung besser, die eine Erschöpfung bei längerer physischer Belastung vorsieht ohne das Wörtchen "depressiv" davor.
Wenn ich ständig an Turmoschmerzen leide und deshalb ausgelaugt bin, finde ich es falsch von "depressiver" Erschöpfung zu sprechen. Ich empfinde die Erschöpfung auch als etwas physisches und nicht rein psychisches, auch wenn es natürlich psychische Auswirkungen haben kann.
Gibt es nicht eine Diagnosebezeichnung in dieser Richtung?
Burn out oder Neurasthenie ist vielleicht auch nicht ganz so treffend.
Aber wenn das ICD nichts anderes vorsieht...

[Jessy-81]

Hallo bedsitter,

Gibt es nicht eine Diagnosebezeichnung in dieser Richtung?

R53. Unwohlsein und Ermüdung oder G93.3 Chronisches Müdigkeitssyndrom sind die besten die mir dazu einfallen. Passt aber auch nicht richtig.

Man darf aber die ganze ICD-10 auch nicht so erst nehmen. Ich selber lebe mit über 50 verschiedene ICD-Codes. Durch eigentlich eine einzige Erkrankung und deren Beschwerden(was bei mir gar nicht viele waren) und folgen. Es waren eben oft verschiedene Bezeichnung zu den gleichen Sachen. Ich bin ein regelrechter ICD-Code Messie .
Die meisten sind falsch. Teilweise sind Beschwerden oder Erkrankung bei, die ich nie hatte(z.b L.29 Pruritus). Oft ist es auch eine Abrechnungsgeschichte oder das überhaupt was drauf steht.

Gruß
Jessy

[schnuffeldi]

Naja, nicht ernst nehmen, würde ich nicht sagen, denn auf die leichte Schulter ist kaum etwas zu nehmen. Aber die Diagnosen genau beschreiben und was man selbst nicht ganz passend findet, gehört angesprochen, wie schon jemand vor mir sagte. Ich habe auch etliche Diagnoseschlüssel, da hängt halt alles zusammen und auch eine "Depression" steckt mit drin und die habe ich auch nicht. War halt nur aufgrund der Schmerzen nicht bestens drauf, was sicherlich alle Schmerzpatienten betrifft. Aber man muss eben gucken und sich beobachten, wie viel noch normal ist. Wie sind wir beispielsweise mit geringen oder ohne Schmerzen drauf? Es hilft auch, sehr vertraute Leute zu befragen, die uns so gut wie täglich oder vergleichbar oft begegnen.
Ich kenne solche Zustände auch, bei mir hats etwas nachgelassen.

ich wünsche ebenfalls gute Besserung

[Jessy-81]

schnuffeldi hast du schon mal Probiert beim Arzt ein falschen ICD-Code aus dem PC zu bekommen? Ich habe es schon ein paar mal Probiert wo klar nachweisbar war, das die vorherige nicht stimmt. Arzt hatte zugestimmt das die vorherige Hauterkrankung falsch ist. Aber trotzdem blieb die im PC und steht bis heue(2-3 Jahren später) immer noch auf jeder Überweisung mit drauf. Hatte es auch mehrfach schon gesagt als ich Überweisung bekam. Dann für das eine mal stand es dann nicht mehr mit drauf, dafür aber andere falsche Erkrankung. Irgendwann ist es ein einfach zur blöd und nimmt es hin.

Aber bedsitter was unternimmt jetzt eigentlich der Schmerztherapeut, wo er jetzt eine Depression Diagnostiziert hat? Sollst du eine Therapie machen oder Änderung mit den Medikamenten? Oder hat er eben nur die Diagnose gestellt und fertig?
Kann es bei dir auch sein das die Müdigkeit, NW von Medikamenten sind? Hast ja nicht geschrieben was zu nimmst.

Gruß
Jessy