gleicher Wirkstoff, unterschiedliche Wirkung

Wechsel-, Neben-, Wirkungen, Einnahme- und Dosierungsempfehlungen, Haltbarkeit, Entsorgung von Arzneimitteln / Medikamenten

Moderator: DMF-Team

kaia
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gleicher Wirkstoff, unterschiedliche Wirkung

Beitrag von kaia »

Hallo zusammen,

ich nehme seit langen regelmäßig mehrere verschreibungspflichtige Medikamente, und bisher war es mir völlig egal, von welchem Pharmahersteller mir dieses ausgehändigt wurde. Ich habe nie irgendwelche Nachteile durch den Wechsel des Präparates gespürt.

Will damit sagen, ich bin absolut nicht auf ein bestimmtes Präparat fixiert, mir ist egal ob Original oder ein Generikum, so dass ich hier für mich "Einbildung" ausschließe. (Zumal beide Tabletten Generika sind.)

Ich nehme seit etwa einem 3/4 Jahr bei Bedarf Sumatriptan 100 mg. Das hilft auch in 90 % der Fälle sehr gut. Ich glaube, es waren zwischendurch auch unterschiedliche Präparate, aber wie schon gesagt, ich habe da nie drauf geachtet.

Vor ein paar Monaten hatte ich dann eine recht kurze Zeit nach der Einnahme einer Tablette wirklich spüren, wie die Schmerzen nachlassen. Allerdings hatte ich an dem Tag auch vorher noch nichts gegessen, so dass ich denke, dass auch die Tatsache, dass noch nichts in meinem Magen war, dazu beigetragen hat.
Aber auch danach hatte ich teilweise das Gefühl, dass dieses Präparat besser wirkt, zwischenzeitlich hatte ich auch wieder andere.

Jetzt meine Frage: Kann es wirklich sein, dass in Einzelfällen doch eine etwas unterschiedliche Wirkung hervorgerufen werden kann? Oder muss es Zufall sein, ich weiß ja nicht, wie genau in dem Moment das andere gewirkt hätte.

Der Unterschied der beiden Präparate besteht in ein paar Hilfsstoffen:

Medikament 1 + 2:
Magnesium stearat, Croscarmellose natrium, Cellulose, mikrokristalline,


Medikament 1 zusätzlich:
Calciumhydrogenphosphat, Natriumhydrogencarbonat, Polysorbat 80


Medikament 2 zusätzlich:
Mannitol, Triacetin, Lactose, Lactose-1-Wasser, Titandioxid, Talkum


Wirkstoff beider Medikamente:
Sumatriptan, Sumatriptan succinat


Medikament 1 ist jenes, bei dem ich eine bessere Wirkung zu spüren meine. Kann einer der Hilfsstoffe bewirken, dass die Wirkung schneller eintritt?
lg kaia
Muppet
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Re: gleicher Wirkstoff, unterschiedliche Wirkung

Beitrag von Muppet »

Hallo,
es hängt davon ab, wie die Tablettenfilm hergestellt wird. Manche werden etwas schneller als andere resorbiert.

Auch können die Zusatzstoffe eine leichten Unterschied machen.
Daher sollten Herz- und Epilepsiepatienten immer die gleichen Marke verschrieben werden, da die Wirkung zwischen verschiedene Marken schwanken kann.
Gruß
Muppet
kaia
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Re: gleicher Wirkstoff, unterschiedliche Wirkung

Beitrag von kaia »

Hallo Muppet,

vielen Dank für die Antwort! Dann kann es also sein, dass es keine Einbildung war.

Werde dann beim nächsten Mal fragen, ob ich dieses spezielle Medikament bekommen kann. Meine Internetrecherche hat ergeben, dass es sogar ein klein wenig günstiger ist als das, das ich jetzt bekomme. Kosten können also eigentlich keinen Grund darstellen, dass ich es nicht bekommen sollte...



Aber jetzt noch eine weitere Frage zu Sumatriptan:

Ich wollte Ende März ein neues Rezept haben, da wurde mir gesagt, man könne mir nur eine 6er Packung verschreiben, da die Maximalmenge pro Quartal 18 St. ist. Ich weiß, dass man nicht allzu viel davon nehmen sollte. Meine Ärztin überwacht das auch, und ich versuche alles, nicht an die oft genannte Maximalmenge von 10 St. pro Monat zu kommen. Aber es ist nicht immer möglich. Zumal 18 St. pro Quartal ja nicht einmal bedeuten, dass man diese 18 St. auch in dem Zeitraum genommen hat. Wenn man am Anfang des Quartals 12 St. bekommt und am Ende ein neues Rezept braucht, deutet es ja eher darauf hin, dass man in knapp 3 Monaten 12 St. genommen hat.

Was ist an Sumatriptan so heftig?

Sicher ist es stärker als die frei verkäuflichen Schmerzmittel, deshalb ist es ja auch rezeptpflichtig.
Aber wenn ich dann bedenke, dass Zopiclon und Zolpidem in 20er Packungen verschrieben werden dürfen, davon auch mehrmals im Quartal, sehe ich die Verhältnismäßigkeit nicht mehr.
Vom Lorazepam habe ich, als ich es zum ersten Mal bekommen habe, gleich eine 50er Packung bekommen.

Die drei Medikamente finde ich deutlich gefährlicher, besonders Lorazepam. Warum darf davon so viel mehr verschrieben werden?
lg kaia
Muppet
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Re: gleicher Wirkstoff, unterschiedliche Wirkung

Beitrag von Muppet »

Hallo,
Das 18er Regel habe ich nie gehört. Mein Sohn nimmt es und meine Neurologin verschreibt mehrere Packungen für ihm auf einmal - er geht ja nicht jede Quartal hin. Wäre etwas übertrieben.

Es kann jedoch bei zu häufiges Gebrauch die Wirkung verlieren.

Es ist auch wesentlich teuerer als Lorazepam. Das könnte ggf. eine Rolle spielen.

Verschreibungspflichtig hat nicht unbedingt etwas mit Gefahr zu tun. 400mg Ibu (teilbar) = freiverkäuflich. 600mg = verschreibungspflichtig. Logik?

Gruß
Muppet
Kasi
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Re: gleicher Wirkstoff, unterschiedliche Wirkung

Beitrag von Kasi »

Hallo Muppet, hallo Kaia,

sicherlich gibt es immer wieder Fälle, wo die Anwendung der Triptane ansteigt über die Jahre und man irgendwann sich die Frage stellen muss, ob schon eine gewisse Abhängigkeit besteht oder ob Veränderungen im Verhalten die Triptananwendung reduzieren würde.
Aber damit zu argumentieren, dass man nur soviele Tabletten verordnen darf, finde ich immer problematisch. Besser ist sich die Zeit zu nehmen und nach Lösungen zu suchen. Das kann eine medikamentöse Prophylaxe sein, eine gründlichere Ursachenforschung oder auch - wie oben angesprochen und wenn möglich - über ein verändertes Verhalten.

Die Verschreibungspflicht hat im Übrigen nur selten mit der Wirkstärke zu tun, vielmehr ist es das Fehlen von Nebenwirkungen. Dh je weniger Nebenwirkungen, umso schneller und wahrscheinlicher verschreibungsfrei. Um das richtig beurteilen zu können gibt es bei neuen Wirkstoffen mehrere Jahre Vorlaufzeit, um Erfahrung über die Nebenwirkungen zu sammeln. Das war bei den Triptanen gut beobachten, wo das sehr nebenwirkungsarme Naratriptan als erstes frei wurde, dann hat das Almotriptan nachgezogen und vermutlich wird das Sumatriptan auch bald folgen, zumindest wurde das im Ausschuss schon mehrfach diskutiert. Nachteil ist, dass damit die Erstattungsfähigkeit verloren geht, weil die Krankenkassen nur Wirkstoffe bezahlen, die starke Nebenwirkungen haben - Schwachsinn, aber so ist unser System.

Zusätzlich gibt es in der AMVV (Arzneimittelverschreibungsverordnung) bestimmte Indikationen, die immer in ärztliche Hand gegeben werden: Bluthochdruck, Epilepsie.... aber auch Rheuma, daher gibt es Ibuprofen 400mg, die frei und verschreibungspflichtig sind, je nachdem, ob der Hersteller diese für Kopfschmerzen auf den Markt bringt oder eben Rheuma.

Eine Anmerkung noch dazu:
Meine Internetrecherche hat ergeben, dass es sogar ein klein wenig günstiger ist als das, das ich jetzt bekomme.
Niemand außer den Krankenkassen kennt den echten Preis! Es gibt immer Rückvergütungen von Apotheken, Großhändlern und insbesondere Herstellern, die den Preis um bis zu 80-90% reduzieren können. Aber wie schon gesagt eine Budgetierung gibt es hier nicht.

Grüße Kasi
Parasympathikus
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Re: gleicher Wirkstoff, unterschiedliche Wirkung

Beitrag von Parasympathikus »

Hallo,

vielleicht habe ich die bisherigen Beiträge auch nur falsch interpretiert, aber aus meiner Sicht wurde das Nebenwirkungsprofil der Triptane hier unterbewertet. So kann die Einnahme von Triptanen, und zwar völlig unabhängig vom Wirkstoff, bei bestimmten Vorerkrankungen unmittelbar zum Schlaganfall führen oder einen Herzanfall auslösen. Ferner bestehen zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Bei den etwa 50 Prozent Migränikern, die auf Triptane ansprechen, kommt erschwerend hinzu, dass eine Einzeldosis oft nicht reicht und das Präparat mit der Zeit selbst zum Kopfschmerz-Trigger werden kann.

Ohne Frage sind Triptane ein Segen für viele Migränegeplagte, da es oft das letzte wirksame Mittel ist. Der wesentliche Unterschied der Wirkstoffgruppen sind allerdings nicht die Wirkstärke und das Nebenwirkungsprofil, sondern die Wirkdauer bzw. Halbwertszeit. Insofern ist es für mich nicht wirklich nachvollziehbar, wieso man z.B. Naratriptan aus der Rezeptpflicht entlässt und Sumatriptan darin behält. Da eigentlich IMMER ein Arzt die absoluten Kontraindikationen (KHK, instabile Hypertonie, Gefäßerkrankungen) ausschließen sollte, kann er letztlich dann auch gleich das geeignete Medikament verschreiben. Es macht wenig Sinn, ein kurzwirksames Produkt für extrem viel Geld privat zu kaufen, wenn die Krankenkasse aus medizinischer Notwendigkeit heraus ein langwirksames übernimmt. Analoge Betrachtungen gelten aus meiner Sicht auch für PPI, aber dass ist ein anderes Thema. Oder vielleicht auch nicht. Denn PPI sind oft Migränetrigger und Triptane sowie die Migräne selbst wirkt auch auf das Verdauungssystem.
Viele Grüße

Parasympathikus
kaia
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Re: gleicher Wirkstoff, unterschiedliche Wirkung

Beitrag von kaia »

Hallo zusammen,

also, die 18er-Regel gibt es so nicht offiziell, wie ich beim letzten Termin von meiner Ärztin erfahren habe. Das ist eine interne Regel bzw Anweisung an die Angestellten in der Praxis (die mir das ja am Telefon gesagt haben), um eine bessere Kontrolle über die Einnahme zu behalten. Wenn ich aber mehr brauche, dann geht das in direkter Absprache mit der Ärztin. Ich solle beim nächsten Mal die Angestellten darauf hinweisen, dann wird das auch möglich sein.


@Muppet

Ja, wirklich logisch ist gerade das Beispiel mit dem Ibuprofen nicht...
Ich könnte beim nächsten Mal auch fragen, ob ich nicht mehrere Packungen verschrieben bekommen könnte, denn auch ich habe nur einmal im Quartal einen Termin. Und für jedes Rezept muss ich extra dorthin fahren, was gerade bei meinen Arbeitszeiten schwierig ist. Die bieten zwar die Möglichkeit, das Rezept auch mit der Post zu verschicken, aber das ist zweimal bei zwei Versuchen schief gelaufen, die Rezepte sind nie angekommen. Da ich das Rezept bestelle, wenn ich ein neues benötige, war das ziemlich ärgerlich, zumal ich erst ein paar Tage warte, da die Post ja durchaus mal 2-4 Tage unterwegs sein kann, wenn auch meiner Erfahrung nach selten. Und jetzt geistern die Rezepte wahrscheinlich durch die Weltgeschichte herum, ganz toll...


@Kasi

Eine medizinische Prophylaxe probieren wir gerade aus. Aber die ersten Versuche sind fehlgeschlagen. Metoprolol hat keine Besserung gebracht, und ich glaube, es hat zu verstärkten Depressionen geführt. Letzteres ist aber schwer zu beurteilen, weil ich damit grundsätzlich ein großes Problem habe und das auch Zufall gewesen sein könnte. Amitriptylin hat zu sehr starken Nebenwirkungen geführt, obwohl die Dosis als Migräneprophylaxe sehr gering ist, so dass ich das kürzlich wieder abgesetzt habe. Denke, beim nächsten Termin sprechen wir über eine dritte Möglichkeit. Und zur Ursachenforschung - da ist bis jetzt noch nichts heraus gekommen.

Ja, wenn die Preise für die Krankenkassen separat verhandelt werden und somit weit unter der UPE liegen, dann macht meine Recherche über die Preise natürlich keinen Sinn.


@Parasympathikus

Ich bin mir der möglichen Nebenwirkungen des Medikaments schon bewusst, aber die nehme ich in der derzeitigen Situation in Kauf, denn anders wäre es es für mich schlimmer. Ich wollte die auch nicht herunterspielen, mich irritiert nur, dass eben andere Medikamente, die meiner Meinung nach viel heftigere Nebenwirkungen und ein starkes Abhängigkeitspotential haben, da in sehr viel größeren Packungsgrößen verschrieben werden/erhältlich sind (Lorazepam, Zopiclon, Zolpidem, ...)

Damit das Mittel nicht selbst zum Kopfschmerztrigger werden kann (was aber doch auch bei den jetzt schon rezeptfreien Mitteln gilt), lege ich meine Einnahme meiner Ärztin ja auch offen, auch die Tabletten, die ich mir manchmal der Einfachheit halber von meinem Hausarzt verschreiben lasse. Und ich versuche, die empfohlenen max. 10 Tage nicht zu überschreiten. Zweimal habe ich deshalb schon eine Medikamentenpause mit Kortison gemacht. Ich bin also dran - auch mit der Prophylaxe - die Einnahme zu reduzieren.

Wenn Sumatriptan freigegeben wird, wird es teuer für mich... Die UPE liegt bei ca. 30,- € pro Packung, ist was anderes als aktuell 5,- €. Und es wird dann wohl auch so sein, dass viele Menschen Triptane nehmen, die andere Formen von Kopfschmerzen haben, wo das Mittel ja keine oder kaum Wirkung erzielen soll. Aber wer Kopfschmerzen hat, probiert erst mal alles aus, und in der allgemeinen Laienmeinung gelten Triptane einfach allgemein als stärkeres Mittel gegen Kopfschmerzen als die derzeit rezeptfreien Mittel.
lg kaia
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