Akut- / Langzeitschmerz

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kayseeus
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Akut- / Langzeitschmerz

Beitrag von kayseeus »

Bei meinem eigenen Fall (Mittelfußknochenbruch vor über einem Jahr, nicht erkannt von mind. 5 Ärzten, jeder Schritt schmerzhaft, Beschwerden wurden immer auf eine schon bestehende Erkrankung geschoben) bin ich auf die Reaktionen von Ärzten gestoßen, die mich teilweise recht schockiert haben. Alle Ärzte, die ich in neuerlicher Zeit wegen dem diagnostizierten Bruch konsultiert habe, waren recht uninteressiert, weil es ja keine akute Verletzung war. Natürlich ist mir auch klar, daß heftige Schmerzen am besten gleich behandelt werden sollten. Warum aber, wird ein Fall, der durch ärztliches Versagen bei jedem Schritt Schmerzen hatte und dadurch entsprechende Einschränkungen im Alltag hinnehmen mußte, so beiläufig abgetan?

Teilweise kam ich mir vor, als hätte ich Schuld bzw. warum ich mich überhaupt erdreiste, nach dieser langen Zeit überhaupt noch beim Arzt aufzukreuzen. Fehlt das Verständnis beim Arzt, daß solch ein Patient schon viel zu lange gelitten hat? Werden Ärzte nur auf Akutfälle sensibilisiert?
Dr. A. Flaccus
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Beitrag von Dr. A. Flaccus »

Guten Morgen,

die Fragen sind:
  • - welchen Fachrichtungen gehörten die Ärzte an ?
    - wie haben Sie Ihre Beschwerden vorgetragen (z.B. vorwurfsvoll, weil ja etwas übersehen wurde) ?
    - gibt es ein Gutachten über den "übersehenen" Bruch ?
Ein Facharzt mit der Zusatzbezeichnung "Schmerztherapie" sollte Ihre Beschwerden einordnen können und ernst nehmen.

Waren Sie schon bei einem solchen Arzt ?

Mit freundlichen Grüßen

Dr. A. Flaccus
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kayseeus
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Beitrag von kayseeus »

Guten Morgen,
die Ärzte, die sich mit der Schmerzproblematik befassten und den Bruch nicht erkannten, gehörten der Reihe nach den Fachrichtungen an: Orthopädie, 3x Rheumatologie, Neurologie. Der Orthopäde startete keinerlei Diagnostik und schob die Beschwerden gleich in die Rheuma-Ecke aufgrund meiner Vorerkrankung. Auch er hat das nach einem halben Jahr erstellte Röntgenbild der Rheuma-Klinik zu Gesicht bekommen, es aber kaum betrachtet und sich auf den "Nicht-"Befund seiner ehemaligen Kollegen verlassen. Die ersten beiden Rheumatologen waren ratlos, tippten auf Verschleiß. Der 3. Rheumatologe fand auch nichts, empfahl aber im Reha-Abschlußbericht eine MRT, weswegen der Bruch dann endlich diagnostiziert wurde.

Die jetzt wegen der Behandlung des Bruches aufgesuchten Ärzte waren Chirurgen oder Orthopäden (Uni-Klinik). Diesen Ärzten habe ich keine Vorwürfe gemacht, sondern sie sachlich informiert, wie der Fall abgelaufen ist. Sie konnten ja schließlich nichts dafür, daß die früher konsultierten Ärzte nicht richtig diagnostiziert haben. Trotzdem waren die telefonischen Erstkontakte deprimierend. Es heiß immer, sie sind kein Notfall, holen sie sich einen Termin (der dann u.U. wieder erst 2 Wochen später stattfinden konnte). Mein Begehren war ja auch keine Notfallbehandlung, sondern eben endlich eine zeitnahe Behandlung und nicht eine Terminierung in ein paar Wochen, bloß weil ich schon so lange mit den Schmerzen herumlief.

Über den "übersehenen Bruch" gibt es kein Gutachten. Jedoch ist auf dem nach einem halben Jahr angefertigten Röntgenbild noch die Bruchlinie als auch Kallusbildung zu erkennen. Meiner Meinung nach müßte ein Arzt, dem das korrekte Aussehen des Knochens bekannt sein müßte, die veränderte Optik auf dem Röntgenbild erkennen. Es sei denn, er hätte einen Tunnelblick und schaut nur nach rheumatischen Veränderungen am Kopfbereich des Metatarsal-Knochens. Der Knochen war dagegen an der Basis gebrochen.

Bei einem Schmerztherapeuten war ich im Laufe des betreffenden Jahres ebenfalls. Er verwarf die von der Rheumaklinik diagnostizierte Fibromyalgie, konnte aber bezüglich der Belastungsschmerzen im Fuß nichts sagen.
Dr. A. Flaccus
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Beitrag von Dr. A. Flaccus »

Hallo,
Bei einem Schmerztherapeuten war ich im Laufe des betreffenden Jahres ebenfalls. Er verwarf die von der Rheumaklinik diagnostizierte Fibromyalgie, konnte aber bezüglich der Belastungsschmerzen im Fuß nichts sagen.
Hatte der Schmerztherapeut denn ein Behandlungskonzept ?
Hat er Ihnen Medikamente verschrieben oder weitere Maßnahmen veranlasst ?
Der 3. Rheumatologe fand auch nichts, empfahl aber im Reha-Abschlußbericht eine MRT, weswegen der Bruch dann endlich diagnostiziert wurde.
Aha. Also war im Nativ-Rötgenbild eventuell gar nichts zu sehen, oder ?
Jedoch ist auf dem nach einem halben Jahr angefertigten Röntgenbild noch die Bruchlinie als auch Kallusbildung zu erkennen.
D.h.: Der Bruch scheint wohl verheilt zu sein. Ihr Problem sind jetzt die Schmerzen - also eher ein Fall für Schmerztherapeuten, wenn es chirurgisch nichts mehr zu machen gibt.
Mein Begehren war ja auch keine Notfallbehandlung, sondern eben endlich eine zeitnahe Behandlung und nicht eine Terminierung in ein paar Wochen, bloß weil ich schon so lange mit den Schmerzen herumlief.
Nun - Ihr Leiden besteht schon länger. Da sind Sie in der Tat kein "Notfall". Eine Terminvergabe innerhalb von 2 Wochen ist völlig normal und Realität in Deutschland. Wenn Sie es vor Schmerzen nicht mehr aushalten, müssen Sie entweder die Notaufnahme eines Krankenhauses aufsuchen, oder sich - mit Wartezeit - unter Verweis auf Ihre starken Schmerzen in eine Arztpraxis setzen (als unangemeldeter "Notfall").

Nehmen Sie denn Medikamente gegen die Schmerzen ein ?

Mit freundlichen Grüßen

Dr. A. Flaccus
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kayseeus
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Beitrag von kayseeus »

Danke für Ihre Bemühungen, jedoch ist jetzt einiges in der falschen Reihenfolge verstanden worden. Richtig ist:
1. November 2007 erstmalig heftige Schmerzen im Vorderfuß -> Orthopäde startet keine Diagnostik sondern befindet gleich auf Rheuma -> Cortison-Spritzen
2. April 2008 stat. Aufenthalt in Rheumaklinik, erstmalig Erstellung einer Röntgenaufnahme, auf der eine Bruchlinie plus Kallusbildung zu erkennen sind, die jedoch keiner der Ärzte erkennt
3. auch der erstgenannte Orthopäde erkennt auf dieser Röntgenaufnahme nichts, ist aber auch nur mit einem flüchtigen Blick dabei, -> Therapieversuche mit Krankengymnastik, Tens schlagen zwangsläufig fehl
4. November 2008 Reha-Aufenthalt in gleicher Rheuma-Klinik wie im Frühjahr, Reha-Arzt erkennt ebenfalls nichts auf dem Röntgenbild, Therapie-Versuche schlagen fehl, Empfehlung des Arztes eine MRT durchführen zu lassen
5. Januar 2009 MRT-Aufnahme zeigt an der Basis der Metatarsale II eine signalabgeschwächte Zone mit unregelmäßigen Berandungen incl. Ödem des angrenzenden Gewebes
6. Februar 2009 Termin beim Chirurgen, der erste Arzt, der den Bruch auf dem Röntgenbild erkennt, Vorteil für ihn, die Befunde vom MRT lagen ihm vor -> Verweis an die Uniklinik
7. endlich Konsultation eines Arztes, der sich für zuständig hält, aber eine Behandlung ist quasi nicht üblich, Verschreibung von Krücken, Sportverbot, Fuß entlasten
Die Bruchursache wird von diesem Arzt durch das Cortison bedingt gesehen.

Der Schmerztherapeut, der im Laufe 2008 aufgesucht wurde, unternahm rein gar nichts.
Das Problem, daß während dieser gesamten Zeit immer wieder auffiel, war, daß reine Belastungsschmerzen die Ärzte anscheinend immer ratlos lies. Die Ärzte der Rheuma-Klinik schoben die Beschwerden auf möglichen Verschleiß, der Orthopäde sagte im weiteren Verlauf der Behandlung gar nichts mehr und hoffte wohl, daß sich das Problem von selbst erledigt.
Dr. A. Flaccus
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Beitrag von Dr. A. Flaccus »

Hallo,

die Reha-Aufenthalte in der "Rheuma"-Klinik lassen ja eine rheumatische Grunderkrankung vermuten, oder ?
Gab es ein "Trauma", das primär einen Bruch vermuten ließ ?
Nehmen Sie gar keine Medikamente ein (z.B. Cortison) ?
Keine Schmerzmedikation - zu keiner Zeit ?
Haben Sie den Fuß selbst entlastet oder evtl. noch Sport getrieben ?

Entschuldigen Sie meine vielen Fragen, aber ich versuche mir ein möglichst klares Bild zu verschaffen. Viele Informationen teilen Sie nur am Rande mit (z.B. das Rheuma und die Reha-Kur) - für eine Einschätzung ist aber das Gesamtbild incl. Vorerkrankungen und Medikation wichtig.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. A. Flaccus
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