Erklärung Verringerung Wirksamkeit bei Notfallverhütung

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carn
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Erklärung Verringerung Wirksamkeit bei Notfallverhütung

Beitrag von carn »

Notfallverhütung sind meinem Wissen nach solche Mittel und Maßnahmen, die nach einem ungeschützten (bzw. zu wenig geschützten) Geschlechtsverkehr genommen werden, um zu verhindern bzw. die Wahrscheinlichkeit zu senken, dass die Frau dann in 2 bis 3 Wochen einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hält.

Somit gilt immer, dass die Spermien im Prinzip unterwegs sind und ohne weiteren Eingriff eine Schwangerschaft wesentlich davon abhängt, ob diese nun auf eine Eizelle treffen oder nicht.

Da eine Eizelle nach dem Eisprung etwa 12 Stunden befruchtet werden kann und Spermien 120 Stunden im Allgemeinen nicht überleben, folgt, dass wenn der Eisprung zwischen ca. 12 Stunden vor dem Sex und ca. 120 Stunden nach dem Sex auftritt, eine Befruchtung denkbar ist, ansonsten eher nicht.

Wenn man nun ein Präparat/Maßnahme hat, die nach der Befruchtung wirkt (z.b. Verhinderung der Einnistung), dann müsste es eigentlich für die Wirksamkeit in Bezug auf dieses Zeitfenster ziemlich egal sein, ob und wann der Eisprung stattfand. Denn z.b. die Einnistung findet ja nach diesem Zeitfenster statt, also kann etwas, was die Einnistung verhindert am Ende dieses Zeitraums genauso gut wirken wie am Anfang.

Dazu passt folgende Information:
https://www.medilico.com/en/morning-after-pill

"The IUD must be fitted by a doctor or nurse up to five days after unprotected sex and can be left in for long-term contraception.

IUD – 99.9% effective up to five days after unprotected sex"

Also Kupferspirale wirkt noch zu 99,9% am Ende dieses Zeitraumes, wohl weil diese eben die Einnistung verhindert, womit es für die Wirksamkeit eher egal ist, ob der Eisprung nun schon war oder nicht.


Wenn man nun Präparat/Maßnahme hat, die rein vor dem Eisprung wirkt, dann ist ein Abfall der Wirksamkeit bis zum Ende der 120 Stunden zu erwarten. Denn unmittelbar nach dem Sex würde das Präparat ja nur dann überhaupt nicht wirken können, wenn der Eisprung bereits war; findet der aber unbeeinflusst erst in den nächsten Tagen statt, kann die Wirkung noch eintreten und eine Schwangerschaft wird im Vergleich zum Fall ohne das Präparat vermieden.

Dazu passt diese Information:
Levonorgestrel (im Link steht hier ein Markenname, aber das ist der Wirkstoff; Markennamen sollen hier ja nicht genannt werden) "– 95% effective in the first 24 hours, 85% effective in the first 48 hours and 58% effective in the first 72 hours."

Abfallende Wirksamkeit und nach 72 Stunden landet man auf unter 50%, weil ja schon ein erheblicher Teil der Befruchtungen vor 72 Stunden stattfindet, womit dann Wirkung vor Befruchtung nichts bringt; das Medikament wirkt also in etwa wie erwartet.


Jetzt mein Verständnisproblem:

Ulipristal acetat "95% effective up to five days after unprotected sex".

Wenn ich nun nachschaue, was so über den Wirkmechanismus gesagt wird, entsteht immer wieder der Eindruck dies würde wie der vorherige Wirkstoff REIN vor der Befruchtung wirken, nur etwas besser, weil der Eisprung noch knapper verhindert werden kann (also die Zeit, die es vor dem Eisprung genommen werden kann, um diesen zu verhindern ist kürzer).

Blos das Problem: Die Wirksamkeit soll laut der (und mehrere anderer) Quellen über die 120 Stunden nahezu konstant bleiben, höchstens ein ganz leicher Abfall (halt von sowas wie 98% auf 95%).

Wie vorher beschrieben, das passt auf den ersten Blick überhaupt nicht zu einem REIN vor dem Eisprung wirkenden Präparat.

Denn ggf. man hat 100 Frauen, die unverhüteten Sex im passenden Zeitfenster haben; von denen würden wohl ca. 25% Schwanger werden, wenn man nichts tut (meines Wissens ist das so etwa die "Quote" bei Sex im passenden Zeitfenster); alle nehmen jetzt exakt nach 96 Stunden Ulipristal acetat; die 75 die sowieso nicht schwanger geworden wären, werden natürlich trotzdem nicht schwanger; bei den 25, die ohne Eingriff schwanger geworden wären, dürfte aber leicht schon bei der Hälfte also z.b. 12 die Befruchtung stattgefunden haben.

Ergo würde bei REINER Wirkung vor Befruchtung und überhaupt keinerlei Wirkung nach Befruchtung bei denen die Schwangerschaft ganz normal weitergehen. Bei den anderen 13, bei denen Eisprung bzw. Befruchtung noch nicht war, ist eine schwangerschaftsverhindernde Wirkung denkbar.

Folglich, wenn es perfekt aber REIN vor der Befruchtung wirkt, hat man statt 25 Schwangerschaften nur 12; also Wirksamkeit bei Verhinderung etwa 50%.

Folglich, wenn das Präparat wirklich noch 95% Wirksamkeit am Ende der 120 Stunden hätte, kann es keine REINE Wirkung vor dem Eisprung und/oder der Befruchtung haben, sondern MUSS zwingend auch nach der Befruchtung irgendeinen Effekt haben, der eine Schwangerschaft im weiteren verhindert.

Auch mit anderen Zahlen, die ich gefunden habe, passt das wenig zusammen:
http://www.pille-danach-ratgeber.de/pil ... der-pidana
" ca. 75–84 %1"; soweit ich verstehe, sollen sich die 75% auf 120 Stunden beziehen;
aber bereits für 96 Stunden wäre das unerklärlich hoch.

Somit scheint der Abfall der Wirksamkeit und die Höhe der Wirksamkeit am Ende des 120 Stunden Zeitfenster es zwingend zu machen, dass das Präparat neben einer Wirkung vor der Befruchtung auch eine Wirkung danach hat.

Ich bitte darum, erstmal einfach Aussagen, dass bei dem betreffenden Präparat Studien lediglich eine eisprungverschiebende Wirkung nachgewiesen hätten und Studien, die eine Nidationshemmung überprüften uneindeutig sind.

Das hilft nichts und ändert rein gar nichts an der Zahlenüberlegung.

Sofern es keine ungewöhnliche Häufung von Befruchtungen am Ende der 120 Stunden gibt (also dass Frauen ungeschützten Sex hauptsächlich 4-5 Tage vor dem Eisprung haben), sondern sofern die Befruchtungen eher gleichverteilt sind, ist der geringe Wirkungsabfall und die hohe Wirksamkeit am Ende der 120 Stunden schlicht mit einer Wirkung REIN vor der Befruchtung erstmal nicht erklärbar.

Hat jemand eine Erklärung?
Ist die Erklärung einfach, dass es halt keine Wirkung REIN vor der Befruchtung ist? Oder irgendwas anderes?

Danke für die Antworten und Entschuldigung, ich weiß, komplexe und politisch aufgeladene Frage; aber gerade wegen letzterem ist schwer zu wissen, wo jemand was politisches in die Bewertung reinmischt und wo nicht.