Alternative Medizin?

Theoretische Grundlagen, Philosophie, Kritik

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Henrikk80
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Alternative Medizin?

Beitrag von Henrikk80 »

Wenn es um das Thema alternative Medizin geht, dann bin ich immer skeptisch. Um ehrlich zu sein, habe ich überhaupt kein Vertrauen in alternative Medizin. Was denkt ihr zu diesem Thema und habt ihr irgendwelche Erfahrungen mit alternativer Medizin? Kennt ihr jemanden, dem alternative Medizin da geholfen hat, wo die, sagen wir mal, klassische Medizin versagt hat? Ich freue mich auf eure Antworten!
Adromir
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Re: Alternative Medizin?

Beitrag von Adromir »

Ich war früher überzeugter Anhänger der Alternativmedizin. Dann hat die Hausärztin meiner Eltern mich homöopathisch behandelt. Als dann der Kommentar kam "da haben sie nicht genug dran geglaubt", als die Therapie kein Stück wirkte, hat mich dann skeptisch werden lassen, wodurch ich mich intensiv mit einigen Spielarten der Alternativmedizin auseinandergesetzt.

verallgemeinernd kann man sagen: Eine Therapie ist deswegen der Alternativmedizin zuzuordnen, weil sie entweder

erwiesenermaßen widerlegt ist
den Nachweis der Wirksamkeit bisher noch nicht erbringen konnte oder wollte (und man auch keine Daten über mögliche Nebenwirkungen hat).

Dafür gibt es viele gute Erklärungen für scheinbare Heilungserfolge, die ohne eine postulierte Wirksamkeit der alternativmedizinischen Therapie auskommen (Placeboeffekt, diverse Wahrnehmungsfehler und logische Fehlschlüsse)
Henrikk80
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Re: Alternative Medizin?

Beitrag von Henrikk80 »

Ich glaube, dass vor allem wegen des Placeboeffekts, die Alternativmedizin Erfolge zu verzeichnen hatte.
Adromir
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Re: Alternative Medizin?

Beitrag von Adromir »

Henrikk80 hat geschrieben:Ich glaube, dass vor allem wegen des Placeboeffekts, die Alternativmedizin Erfolge zu verzeichnen hatte.
Sicherlich und Aufgrund der Tatsache, daß unser Körper mit den meisten selber fertig und viele Krankheiten einen Wellenförmigen Verlauf aufweisen
somebody-262
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Re: Alternative Medizin?

Beitrag von somebody-262 »

Henrikk80 hat geschrieben:Ich glaube, dass vor allem wegen des Placeboeffekts, die Alternativmedizin Erfolge zu verzeichnen hatte.
Wir müßten mal definieren, was Alternativmedizin ist. Alternative wozu? Homöopathie ist mE eine suggestive Medizin. Suggestive Heilverfahren können sehr erfolgreich sein, wenn nichts anderes hilft. In diesem Sinne ist die Naturheilkunde keine Alternativmedizin. Die Schulmedizin ist voll von naturheilkundlichen Verfahren., und große Pharmakonzerne suchen in der Volksmedizin mit Hochdruck nach neuen Wirkstoffen.

Hier herrscht also ein großes begriffliches Durcheinander.

Gruß
somebody
Adromir
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Re: Alternative Medizin?

Beitrag von Adromir »

Guter Einwurf. Leider wird im Bereich der Alternativmedizin vieles als Naturmedizin bezeichnet, was diese Bezeichnung gar nicht verdient. Wie z.B. die genannte Homöopathie.
Herbsttraum
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Re: Alternative Medizin?

Beitrag von Herbsttraum »

Ich lese und höre des Öfteren vom "Placebo Effekt" in Verbindung div. Gebiete der alternativen Medizin.

In meiner 1. Schwangerschaft hatte ich mit einem üblen Reflux zu kämpfen und jegliches Medikament das ich vom "damaligen" Arzt verschrieben bekam half nicht.
Daraufhin stand ich knapp 2h in der Apotheke mit einer Apothekerin die mit mir zusammen nach Etwas suchte, was helfen könnte.
Zum Schluss ging ich skeptisch mit Globuli (die ich vorher für absoluten Unsinn hielt) nach Hause und versuchte Diese.
"Brechnuss" war inhaltlich aufgelistet in der Dosis D6.

Widerwillig nahm ich es und komischerweise half es nach ein paar Tagen kontinuierlichen Einnehmen. Um die Wirkung tatsächlich zu testen, lies ich die Globuli weg und der Reflux samt unangenehmen Begleiterscheinungen kam wieder. Also nahm ich die Globuli fast die ganze Schwangerschaft hindurch ein.

Seither betrachte ich div. Dinge etwas skeptischer und schaue auch schon ab und an mal nach Alternativen in Verbindung mit Absprache meines Arztes.

Ich glaube eine gesunde Mischung aus Alternativmedizin und Schulmedizin ist nicht verkehrt :)
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Re: Alternative Medizin?

Beitrag von SwenBrand »

Adromir hat geschrieben:Guter Einwurf. Leider wird im Bereich der Alternativmedizin vieles als Naturmedizin bezeichnet, was diese Bezeichnung gar nicht verdient. Wie z.B. die genannte Homöopathie.
Hallo!

Genau das ist der Punkt.

Ich bin als Heilpraktiker in eigener Praxis tätig und verzichte komplett auf alternativmedizinische Methoden. Dazu muss ich sagen: ich kenne keinen Kollegen der das ansatzweise auch nur ähnlich handhabt. Ich wende nur Naturheilverfahren an, bei denen ein kausaler, wissenschaftlich belegter Wirkungsnachweis erbracht wurde. Als Beispiel nenne ich mal die Phytotherapie, also die moderne Pflanzenheilkunde, die klar von der alternativmedizinischen Homöopathie unterscheiden und abgegrenzt werden muss. Nur leider wird das allzu oft in denselben Topf geworfen, sei es aus Unwissenheit oder wohl auch absichtlich um der ganzen Geschichte nen glaubwürdigeren (oder wissenschaftlichen) Anstrich zu verpassen. Und das sollte eigentlich auch klar gesagt werden, aber auch das ist nicht der Fall.

Glauben….naja. Jeder Mensch soll ‚glauben‘ woran er will. Aber im Bereich der Medizin halte ich Glaubensfragen nicht unbedingt für angebracht.
LG
Swen
Brigitte Goretzky
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Re: Alternative Medizin?

Beitrag von Brigitte Goretzky »

Glaube versetzt Berge.

Das gilt auch in der modernen Medizin, denn die Psyche spielt eine grosse Rolle in den meisten Erkrankungen. Selbst bei scheinbar rein mechanischen Dingen wie einem gebrochenen Handgelenk kommt der Glaube ins Spiel: glaube ich daran, dass alles gut wird und ich mein Handgelenk wieder benutzen kann, dann sind die Ergebnisse besser als bei jemandem, der glaubt, dass es Komplikationen und langfristige Behinderungen geben muss.
Bei chronischen Erkrankungen spielt Glaube eine noch groessere Rolle, denn der Leidensdruck und die Moeglichkeit zur Adaptation haengen erheblich von den Einstellungen (dem Glauben) zur Erkrankung ab.
And God promised men that good and obedient wives would be found in all corners of the earth.


Then she made the world round and laughed and laughed and laughed...
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Re: Alternative Medizin?

Beitrag von SwenBrand »

@Brigitte

Sicherlich hast du mit dem was du schreibst zum Teil recht. Nur sollte es klar sein, das es für den Glauben Grenzen gibt - und auch für den Placebo-Effekt. Medizin ist in erster Linie eine Wissenschaft und keine Religion.
LG
Swen
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Was ist denn schon Medizin?

Beitrag von Beitragszahler »

Brigitte Goretzky hat geschrieben:...glaube ich daran, dass alles gut wird und ich mein Handgelenk wieder benutzen kann, dann sind die Ergebnisse besser als bei jemandem, der glaubt, dass es Komplikationen und langfristige Behinderungen geben muss...
Hiervon wäre das nicht so lange bekannte und sehr interessante Gebiet aus der Psychologie zur Resilienz betroffen und dort exakt solche Situationen beschrieben werden, dass z.B. Unfallopfer mit robusterer Einstellung zu sich selbst schneller an den Arbeitsplatz zurückkehren konnten.
Brigitte Goretzky hat geschrieben:...Bei chronischen Erkrankungen spielt Glaube eine noch groessere Rolle, denn der Leidensdruck und die Moeglichkeit zur Adaptation haengen erheblich von den Einstellungen (dem Glauben) zur Erkrankung ab.
Hierbei würde die Fachwelt von der Salutogenese , der Lehre von der Gesundheit berichten wollen, also der Opposition zur Pathogenese, also der Lehre von der Krankheit, letzteres Modell eben die sogenannte moderne Medizin dominiert.

Das ist also mal eine andere Sichtweise auf das so anstrengende "Kriegsthema" Moderne vs. Alternative Medizin.
Ich wollte nun hier auch nicht belehren, jedoch war es m.E. doch mal notwendig so hinzuweisen und die Frage generell stellen zu wollen, was denn nun wirklich Medizin ist, also egal welche und nicht nur per Definition.

Die Psyche ist für mich bis heute ein sehr unwissenschaftlich verfasstes Thema und Experten weltweit so eine Kritik natürlich mit deren Fachwissen mit Tiefgang begründen können und eine Wiederholung solcher Expertenmeinungen hier den Rahmen sprengen würde.

Solange wir also nicht wissen was wirklich die Psyche ist, sollte sich jeder vom Ursache- Wirkungsprinzip her zurückhalten.
Daher kann ich auch nicht verstehen, warum es dann auch noch geschriebene Diagnosen für etwas gibt, das niemand tatsächlich wissenschaftlich erklären könnte, was über vage und immer wieder mal widerlegten Hypothesen hinausgeht, mindestens also dieser ICD-F-Schwachsinn, der ja doch nur dazu dient den unendlichen körperlichen Erkrankungen nicht auf dem Grund gehen zu müssen und es ja so einfach ist mit so einem Bordmittel für den auch noch so unfähigen Arzt...
Hier schreibt ein Unwissender, der sonst nur weniges und für Ärzte zu viel weiß.
Mike44
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Re: Alternative Medizin?

Beitrag von Mike44 »

somebody-262 hat geschrieben: Homöopathie ist mE eine suggestive Medizin. Suggestive Heilverfahren können sehr erfolgreich sein, wenn nichts anderes hilft.
Da muss ich dir widersprechen. Diese Heilmethode wird auch erfolgreich bei Tieren angewendet. Man kann davon ausgehen dass diese nicht suggestiv beeinflussbar sind. Eher im Gegenteil, da viele Tiere Angst vor dem Doktor haben.
Was bleibt sind die erstaunlichen Behandlungserfolge der H., die aber leider nicht erklärt werden können. Das trifft aber nicht nur auf die H. zu. Abgesehen davon wenden die meisten Ärzte für Naturheilkunde und auch andere die H. an. Sie wird sogar von den meisten Kassen bezahlt, nicht nur von Privatkassen.
Adromir
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Re: Alternative Medizin?

Beitrag von Adromir »

Mike44 hat geschrieben: Da muss ich dir widersprechen. Diese Heilmethode wird auch erfolgreich bei Tieren angewendet. Man kann davon ausgehen dass diese nicht suggestiv beeinflussbar sind. Eher im Gegenteil, da viele Tiere Angst vor dem Doktor haben.
Was bleibt sind die erstaunlichen Behandlungserfolge der H., die aber leider nicht erklärt werden können. Das trifft aber nicht nur auf die H. zu. Abgesehen davon wenden die meisten Ärzte für Naturheilkunde und auch andere die H. an. Sie wird sogar von den meisten Kassen bezahlt, nicht nur von Privatkassen.
Das tut mir leid, aber ist in seiner Gänze komplett falsch. Natürlich werden Tiere auch suggestiv beeinflusst. Suchen sie z.B. in der Suchmaschine ihrer Wahl nach "Kluger Hans", das ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie empfänglich Tiere für von Menschen ausgesandte Signale sein können. Nicht ohne guten Grund werden auch in der Veterinärmedizin Medikamente gegen Placebos getetest. Wer beurteilt denn letztendlich den Heilerfolg? Nicht das Tier, sondern sein Behandler und der ist natürlich direkt beeinflussbar und interpretiert seine Beobachtungen entsprechend eingefärbt.

Und letztendlich ist das Argument das Homöopathie bei Tieren "wirkt" das beste Argument, daß es sich um ein Placebo handelt. Das wichtigste Mittel des Homöopathen ist die Eigenanamnese des Patienten. Es kommt z.B. bei Unterleibsschmerzen nicht nur darauf an, wo sie lokalisiert sind, sondern auch welcher Qualität sie sind. Sind es mehr ziehende Schmerzen, stechende, oder dumpf pochende. Diese Dinge können von einem Tier nicht erfragt werden, also kann bei einem Tier kein geeignetes Mittel gefunden werden. Ebenso können bei den Tieren keine Arzneimittelprüfung durchgeführt werden, da ebenfalls die Tiere nicht die gesamtheit der Auftretenden Symptome nennen können (dazu gehören z.B. auch Gemütszustände).

Letztendlich wissen wir aber, daß auch Placebos bei Tieren wirken..
Mike44
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Re: Alternative Medizin?

Beitrag von Mike44 »

Adromir hat geschrieben:
Letztendlich wissen wir aber, daß auch Placebos bei Tieren wirken..
Die Frage ist nur wie. Ich habe zu diesem Thema gegoogelt. Da ist von Tierversuchen die Rede, wo Tiere allein durch die Testbedingungen beeinflusst werde. Auch Tierhalter sollen durch die besondere Verabreichung dem Tier einen Heilerfolg suggerieren.
Als ehemaliger Hundehalter, der auch schon mit Globoli erfolgreich behandelt hat, kann ich da ich mich da nur wundern. Woher soll mein Hund erkennen dass ich seinem Futter ein paar Globli beigemischt habe. Dass ich ihm im Krankheitsfall liebevoller als sonst behandle ich doch selbstverständlich und auch bei schulmedizinischer Behandlung der Fall. Das gleiche gilt für die hom. Behandlung von Pferden und anderen Haus- sowie Zootieren. Man kann eben in alles etwas hinein interpretieren. So gesehen kann der Arzt mit seiner Persönlichkeit auch als Plazeboeffekt angesehen werden. Selbst Schein-oder nutzlose Operationen sollen schon einen Heilungserfolg gebracht haben. Menschen wie höhere Tiere sind nur einmal mental beeinflussbar aber nicht in jedem Fall ist dies gegeben. Auch Patienten die der H. skeptisch begegnen sind schon durch sie wider Erwarten geheilt worden. Die Frage stellt sich dann ob dies dem Heiler oder den Selbstheilungskräften zu verdanken ist. Letztlich zählt doch nur der Erfolg, sofern er dauerhaft ist. Wer glaubt dass es einem geheilten Patienten interessiert woher dieser kommt oder er gar an der Heilmetode zweifelt, liegt in den meisten Fällen falsch.
dora
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Re: Alternative Medizin?

Beitrag von dora »

Als ehemaliger Hundehalter, der auch schon mit Globoli erfolgreich behandelt hat, kann ich da ich mich da nur wundern. Woher soll mein Hund erkennen dass ich seinem Futter ein paar Globli beigemischt habe. Dass ich ihm im Krankheitsfall liebevoller als sonst behandle ich doch selbstverständlich und auch bei schulmedizinischer Behandlung der Fall.
es reicht dass du weiß dass du ihm das Zeug ins Futter gemischt hast. Du erwartest dass es dem Tier besser geht, verwöhnst es und schon ist der Placeboeffekt erreicht.
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