So sieht Überversorgung mit Ärzten aus

Moderator: DMF-Team

Christianes Herz
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Re: Welcher Mufti regiert uns denn nun?

Beitrag von Christianes Herz »

„Bundeswehr soll Unfallchirurgen fortbilden“
http://www.aerztezeitung.de/medizin/fac ... ilden.html

Keinerlei Widerspruch, keinerlei Gemecker, keinerlei Bedenken? Weder vom Volk ansich noch von der Ärzteschaft?

Wie war das noch in der letzten Ansprache unserer aller Chefin? „Deutschland wird Deutschland bleiben, mit allem was uns lieb und teuer ist“. Unser Land verändert sich rasant, meine ich.

In ähnlichem Sinne ist m. E. auch die Rechtsprechung zum o. a. Prozess beim Sozialgericht in Gotha zu werten. Nicht nur, aber eben auch.

Frdl. Grüße
Christiane
PR
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...Aufgaben im nötigen Umfang nachzukommen

Beitrag von PR »

ertappt !

Der nötige Umfang ist 20 Stunden pro Woche. Das ist so definiert, und alles was drüber geht als unnötig.

Was dafür an Geld fließt, hat n i c h t kostendeckend zu sein. Hören Sie ? Nicht nur hat kein Gewinn damit verbunden zu sein, sondern auch die dabei entstehenden Kosten müssen damit nicht gedeckt sein. Ich glaube es war das Bundessozialgericht.

S o geht kranke Kasse !

PR
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Christianes Herz
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Re: So sieht Überversorgung mit Ärzten aus

Beitrag von Christianes Herz »

Aufgelegt für Bayern, Presse – Mitteilung: „ Gutachten: Arztpraxen betriebswirtschaftlich nicht tragfähig“
http://www.finanznachrichten.de/nachric ... ig-007.htm
ich glaube, mich zu erinnern, dass PR einst einen Artikel aus der Schweiz verlinkt hatte, wonach ganz bewusst das Angebot die Nachfrage zu bestimmen hat. So auch hier?

Frdl. Grüße
Christiane
Humungus
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Re: So sieht Überversorgung mit Ärzten aus

Beitrag von Humungus »

Über das Gutachten wurde ewig im Facharztforum diskutiert, die ärztlichen und nicht-ärztlichen Mitleser werden es bestätigen. Die auftraggebende KV hat die Veröffentlichung systematisch verweigert mit dem Argument, dieses bei Vertragsverhandlungen besser verwenden zu können. Mich wundert das Argument, denn üblicherweise sind solche Verhandlungen innerhalb einer halben Stunde beendet, es gibt dann ein Prozent mehr (für die Presse heißt das "Milliarden"), denn..."mehr war nicht drin". Eine Frist zur Erstellung eines Konzepts als Reaktion auf das Gutachten ist fruchtlos verstrichen. Das Gutachten wurde dann durch eine gezielte Indiskretion veröffentlicht. Wer sich wundert...in Bayern ist - Zufall, Zufall! - gerade wieder KV-Wahl.

Inhaltlich sehe ich nichts Neues, dass Kassenpatienten im konservativen Bereich insbesondere für GOUDAH-Ärzte nicht lukrativ sind, weiß jeder längst. Es ist auch egal, wie das BSG ja geurteilt hat. Mehr Geld gibts erst, wenn auch durch den privaten Zuverdienst die Praxen nicht mehr existieren können. Sicherlich einer der Höhepunkte politischer BSG-Urteile.

Heißt: alles beim alten, der letzte macht das Licht aus.
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Christianes Herz
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Das Gutachten

Beitrag von Christianes Herz »

Es ist öffentlich. Hans und Franz können den Inhalt lesen. Und wenn die Gebührenordnung auch die privaten Einnahmen noch angleicht, kann keiner mehr weggucken.
Auch die wenigen aus der Ärzteschaft, die sich über den Akt der Veröffentlichung ansich aufregen, werden gefragt, ob sie den Inhalt nicht gelesen haben oder eben nicht lesen wollen. Und wenn die Mitteilung, dass sich niederzulassen gar kein ordentlicher Broterwerb mehr ist, erst einmal durch Blätter wie die o. a. Finanznachrichten geht, wird es auch uns Versicherten bewusst. Und dann … (ja, was dann ?) Weitertragen. Bevor das Licht ausgemacht wird. Das fände ich richtig.

Grüße
Christiane
Humungus
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Re: Das Gutachten

Beitrag von Humungus »

Christianes Herz hat geschrieben:Und wenn die Gebührenordnung auch die privaten Einnahmen noch angleicht, kann keiner mehr weggucken.
Kennen Sie die Geschichte mit dem Seerosenteich? Das Wachstum der Seerosen ist jeden Tag gleich: sie verdoppeln sich. Einen Tag, bevor der See komplett zugewuchert ist und erstickt, sagen seine Besitzer: noch ist die eine Hälfte ja frei.

Irgendwann sind Prozesse nicht mehr umzukehren, und bereits jetzt hat eine gravierende Umformung unter der Niedergelassenschaft begonnen. In absehbarer Zeit geht eine ganze Generation in Rente. Und die Nachfolger - so es denn überhaupt welche gibt - haben andere Ansichten über den modus vivendi.
Auch die wenigen aus der Ärzteschaft, die sich über den Akt der Veröffentlichung ansich aufregen, werden gefragt, ob sie den Inhalt nicht gelesen haben oder eben nicht lesen wollen.
Ahc hier: wahlkampf, Wahlkampf. Immerhin kann man sehen, wie hintertrieben die KV ist.
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PR
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Meine vier potentiellen Nachfolgerinnen

Beitrag von PR »

haben jedenfalls dankend abgelehnt.

Nix für uns. Wir müssen an unsere Kinder denken und bleiben Angestellte.

PR
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Christianes Herz
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Re: So sieht Überversorgung mit Ärzten aus

Beitrag von Christianes Herz »

Es rauscht langsam im Blätterwald. Gut.

http://www.sueddeutsche.de/bayern/gesun ... -1.3203801

Grüße
Christiane
Christianes Herz
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Re: So sieht Überversorgung mit Ärzten aus

Beitrag von Christianes Herz »

Jetzt wird die Ärzteschaft schon von der Polizei gesucht.

"Wir haben große Schwierigkeiten, im Schwalm-Eder-Kreis, dem Kreis Waldeck-Frankenberg und dem Werra-Meißner-Kreis Ärzte zu finden, die nachts Blutentnahmen vornehmen oder die Haftfähigkeit einer verdächtigen Person überprüfen, ..."

http://www.hna.de/lokales/korbach-walde ... 14379.html

Das spricht sich rum. Herr Gröhe wird es erfahren. Der ist bestimmt immer gerne bei den Polizei-Weihnachts-Festivitäten in seinen Heimatgefilden. Gute Gespräche führen. Das mag er sehr.

Frdl. Grüße und ein schönes Wochenende :wink:
Christiane
dora
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Re: So sieht Überversorgung mit Ärzten aus

Beitrag von dora »

"Wir haben große Schwierigkeiten, im Schwalm-Eder-Kreis, dem Kreis Waldeck-Frankenberg und dem Werra-Meißner-Kreis Ärzte zu finden, die nachts Blutentnahmen vornehmen oder die Haftfähigkeit einer verdächtigen Person überprüfen, ..."
in dem Artikel steht aber auch, dass viele Ärzte angeschriebn wurden und die das nicht machen, weil ihnen der Verdienst u gering ist.
Das bedeutet aber nicht, dass nicht genug Ärzte da sind, das bedeutet lediglich dass die nicht wollen !! Anscheinend verdienen die niergelassenen doch so viel, dass sie dieses Geld nicht brauchen 8), also kann es ihnen nun so schlecht auch nicht gehen,
Humungus
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Re: So sieht Überversorgung mit Ärzten aus

Beitrag von Humungus »

dora, vielleicht können Sie uns mitteilen, was man für eine Blutentnahme in der Nacht kriegt oder für die Feststellung der Haftfähigkeit, und ob Sie für dieses Honorar gerne nachts geweckt werden würden. Wissen Sie, bei so etwas ist locker eine Stunde weg, und wenn nachts um drei das Telefon klingelt und man um vier (vielleicht) wieder im Bett liegt, dann ist die Nacht kaputt.
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dora
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Re: So sieht Überversorgung mit Ärzten aus

Beitrag von dora »

dora, vielleicht können Sie uns mitteilen, was man für eine Blutentnahme in der Nacht kriegt oder für die Feststellung der Haftfähigkeit, und ob Sie für dieses Honorar gerne nachts geweckt werden würden.
steht im Artikel, 50 bis 100 €

ob ich dafür aufstehen würde, ja aber nur dann wenn alle Ärzte mitmachen würden, dann wäre das selten. Dass man nicht jede Nach sowas machen kann ist mir klar. Mein verstorbener HA ist vor 40 Jahren recht oft nachts zu Notfällen nach hause gefahren und war am nächsten Morgen in seiner Praxis. Keine Ahnung wie der das verkraftet hat.

Aber ich meine das einfachste wäre mit diesen Menschen in eine Notaufnahme zu gehen, da sind doch sowieso Ärzte. Ich weiß dass die Notaufnahmen meist überlastet sind, aber die Krankenhäuser verkraften das doch besser als der Arzt so wie Sie es beschreiben.
Christianes Herz
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Re: So sieht Überversorgung mit Ärzten aus

Beitrag von Christianes Herz »

dora hat geschrieben:...Aber ich meine das einfachste wäre mit diesen Menschen in eine Notaufnahme zu gehen, da sind doch sowieso Ärzte. Ich weiß dass die Notaufnahmen meist überlastet sind, aber die Krankenhäuser verkraften das doch besser als der Arzt so wie Sie es beschreiben.
Die Polizei sucht aber doch Ärzte, die noch eine etwas andere Klientel beherrschen müssen als den „normalen“ Notfall. Wenn Du die in die Notaufnahme schicken willst, erhöhst Du dort noch weiter die (auch hier im Forum schon erwähnte) vorhandene Aggressivität.
Fakt ist, der Ärztepool, mit dem wir uns / die Gesellschaft mit ihren verschiedenen Einrichtungen sich bisher noch ganz gut über Wasser halten konnten, ist so geschrumpft, dass es auch bei der Polizei nun angekommen ist.
Wohin jetzt mit den Menschen? Wenn mangelnde Bezahlung das Vehikel ist, sollte Politik bzw. die richtigen Vertretungen endlich aus dem Quark kommen.
Und dass Patient noch nicht aufmuckt, ist der Skandal in meinen Augen schlechthin. Ich kann es mir nur so erklären, dass Patient halt nicht weiß, was ihm angetan wird, weil er keine Ahnung von der Medizin hat und eben nicht ahnt, wie er besser dran wäre, wenn genug Ärzte da wären und dadurch rechtzeitig und schnell genug (be)-handeln könnten. Denke ich.

Frdl. Grüße
Christiane
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Re: "Das" Gutachten

Beitrag von Christianes Herz »

http://www.durchblick-gesundheit.de/ind ... cle/174334
Bayern:

„Ein gesundheitsökonomisches Gutachten aus Bayern zeigt nun, wie weit Ärzte in vielen Regionen von einem angemessenen Honorar entfernt sind.


Die alleinige Behandlung von Kassenpatienten reicht also nicht aus, um die Kosten der Praxen zu decken und ein angemessenes Arzteinkommen zu erzielen. „In der Behandlungsrealität werden allerdings nicht nur GKV-Patienten behandelt, sondern auch Privatpatienten, sodass die Zahl der insgesamt behandelten Patienten größer ausfällt als die alleinigen GKV-Fallzahlen“, räumen die Studienautoren dann ein – um nach weiteren Berechnungen zu einem zweiten, ernüchternden Fazit zu kommen: Auch bei Berücksichtigung von Privateinnahmen werde das angemessene Arzteinkommen in den Musterpraxen „zumeist weiterhin deutlich“ unterschritten.“

Frdl. Grüße
Christiane
Dr. A. Flaccus
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Re: So sieht Überversorgung mit Ärzten aus

Beitrag von Dr. A. Flaccus »

dora hat geschrieben: Aber ich meine das einfachste wäre mit diesen Menschen in eine Notaufnahme zu gehen, da sind doch sowieso Ärzte. Ich weiß dass die Notaufnahmen meist überlastet sind, aber die Krankenhäuser verkraften das doch besser als der Arzt so wie Sie es beschreiben.
Das ist hoffentlich nicht Ihr Ernst, liebe dora!

Schon jetzt klagen Notaufnahmen über eine Steigerung der Belegungszahlen von über 30%.
Aus eigener Erfahrung darf ich berichten: Es sind reichlich Bagatellen dabei.

Die Wartezeiten betragen oftmals mehr als 5-6 Stunden.
Ärzte in der Notaufnahme größerer Krankenhäuser arbeiten oft nachts ohne Pause.
dora hat geschrieben: :arrow: aber die Krankenhäuser verkraften das doch besser als der Arzt
...das klingt dann fast schon zynisch :evil:

A. Flaccus
Dr. A. Flaccus
Facharzt für Anästhesie
- Notfallmedizin -
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